2. Dezember 2022 bis 29. Januar 2023
Gut Rödinghausen


»Aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden«, äußerte sich Annette von Droste-Hülshoff zu Lebzeiten. Die bedeutendste deutsche Dichterin feiert 2022 ihren 225. Geburtstag – Anlass für drei Mendener Künstler, ihr auf Gut Rödinghausen eine Ausstellung zu widmen.

Mit dem Sauerland war die Münsterländerin Annette von Droste-Hülshoff durch Besuche bei der Verwandtschaft Nähe Olsberg und auf dem denkmalgeschützen Gut Rödinghausen in Menden verbunden. Im dort ansässigen Industriemuseum zeigen die Künstler Sonja Heller, Jeannette Obst und Anno Weihs nun in einer abwechslungsreichen Ausstellung, was sie zwischen den Worten und Geschichten der Poetin gefunden haben und wie sie Annette von Droste-Hülshoff als Menschen sehen.

Sonja Heller verbindet Portraitzeichnungen der Dichterin als MixedMedia-Umsetzung mit digitaler druckgrafischer Illustration und auch Zeichnung, kombiniert mit manuellem Siebdruck. Das Antlitz der Dichterin verschmilzt dabei mit dem großen Thema ihres Lebens: die Natur. Dasselbe Thema verarbeitet die Künstlerin, indem sie ganze Droste-Gedichte in Pflanzen- und Tiermotiven versteckt: diese Pigmentdrucke auf Stoff sind unerbittlich und fest in Stickrahmen gespannt und schlagen so einen weiteren Bogen zum Leben der adeligen Poetin.
Die Künstlerin thematisiert Annettes innere Welt in Keramikobjekten und nutzt dafür auch Scanografie, ein Bereich der Künstlerischen Fotografie, um eine Vorstellung vom Wesen der Dichterin zu gewinnen.
Hellers kleine Objektkästen dagegen enthalten vermeintlich sinnlose, fast schon dadaistisch anmutende KurzTexte aus den acht Buchstaben und zwei Zahlen des Ausstellungstitels, die ein Experiment zur Handlungsfähigkeit der Künstlerinnen zu Annettes Zeiten darstellen.

»Annette10« in ihrer Werkreihe verweist Jeannette Obst auf zehn ausgewählte Facetten und Vorlieben der Persönlichkeit Annette von Droste-Hülshoffs. Physische und psychische Verfassung, aber auch Bedingungen des Schaffens der Dichterin thematisiert sie – teils mit Augenzwinkern – in Mixed Media-Objekten und -Installationen, analogen und digitalen Zeichnungen, digitalen Fotografien, einem Lichtobjekt sowie zwei Video-Installationen. In ihren künstlerischen Arbeiten setzt sich Jeannette Obst mit der schöpferischen Kreativität von Mensch und Natur auseinander. Es geht um innere und äußere, biologische und geistige, autopoietische Selbst-Schöpfungsprozesse. Gerne arbeitet sie transmedial und kombiniert analog und/oder digital unterschiedliche Materialien, Techniken, Verfahren und Medien. Ihre Arbeiten lassen sich nicht immer einer bestimmten Kunstrichtung zuordnen, bewegen sich aber häufig zwischen Konzeptkunst und abstraktem Expressionismus.

Mit seinen überwiegend analog erstellten Fotografien und Foto-Objekten folgt Anno Weihs mit 200jähriger Verspätung der Dichterin Annette von Droste-Hülsshoff durch das Hönnetal im Sauerland. Vom Gut Rödinghausen ausgehend unternahm die Poetin einst Wanderungen in dieses nahegelegene Tal und seiner Umgebung. Der Künstler Weihs nimmt dort ihren literarischen Faden auf und begibt sich auf eine visuelle Reise durch seine unmittelbare Heimat. Neben der Arbeit im Atelier und in der Dunkelkammer ist es vor allem die Spurensuche vor Ort, die Arbeit in und mit der Natur, welches das entschleunigte und reduzierte Arbeiten des Künstlers Weihs ausmacht.

Bildnachweis: Sonja Heller, KO5, Objekt-Scanografie, 2020


Gut Rödinghausen
Fischkuhle 15
58710 Menden
Mi & Do 9 – 17 Uhr, Sa & So 10 – 18 Uhr, feiertags geschlossen

www.annetteprojekt.de
www.sonjaheller.de
www.jeannetteobst.de
www.annoweihs.de

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