28. November 2021 – 20. Februar 2022

Kunstsammlungen am Theaterplatz


Die Ausstellung Achtung Werbung! zeigt einen repräsentativen Querschnitt der schönsten Plakate aus dem hiesigen Sammlungsbestand von der Belle Époque bis in die 1960er Jahre. Neben den wichtigsten Druckereien sind sowohl die Pioniere als auch die führenden Künstler der Plakatkunst vertreten. Kern der opulenten und farbenprächtigen Schau bilden 100 Plakate zu Themen wie Reisen, Sport, Industrie, Genussmittel und Mode. Unter den Ausstellungsstücken sind beliebte Klassiker zu sehen, aber auch bislang verborgene Schätze. Während Sarah Bernhardt als Jugendstil-Göttin für ihr neues Stück oder Asta Nielsen für einen frühen Stummfilm wirbt, setzen ikonische Plakate den Funken einer Zündkerze, den Schriftzug eines Zigarettenpapiers oder ein seltenes Tier prägnant in Szene. Sollten die Plakate einst Freude auf einen Urlaub mit dem FDGB Feriendienst oder eine Reise mit der Deutschen Bundesbahn wecken, sind sie heute vor allem Zeugen einer vergangenen Zeit und laden zum Betrachten ein.

Mit der Erfindung der Lithografie entwickelte sich das Plakat ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert zum bildmächtigen Massenmedium. Noch heute gelten Plakate trotz digitaler Medien als eine der wirksamsten Formen der Werbung. Die so genannten Affichen lösten vor allem in Frankreich um 1900 eine Welle der Begeisterung (Affichomanie) und hoher künstlerischer Produktivität aus, von der ganz Europa erfasst wurde. In der Folge entstanden Plakate für Kultur, Unterhaltung und Kommerz, aber auch für politische Propaganda. Stilistisch durchlief die Plakatgestaltung viele verschiedene Phasen. Waren zunächst nur Drucker oder Lithografen für Entwurf und Herstellung von Plakaten zuständig, widmeten sich schließlich bekannte Künstler wie Eugène-Samuel Grasset, Alfons Mucha oder Henry van de Velde der Gestaltung von Plakaten. So druckte Jules Chéret in seiner eigenen Druckerei nicht nur großformatige Plakate, sondern vereinfachte auch das komplizierte Druckverfahren der Farblithografie, indem er zunächst fünf, später nur drei Steinplatten verwendete. Dadurch wurde die Herstellung von Plakaten deutlich kostengünstiger. Die Sachplakate von Julius Klinger, Lucian Bernhard, Julius Gipkens und Ludwig Hohlwein lösten schließlich das Künstlerplakat zugunsten einer reduzierten Bildsprache gänzlich ab und eröffneten den Weg zu einer völlig neuen Art zu Werben. Davon profitierten auch regionale Künstler in hohem Maße. Rolf Keller etwa entwarf für die Chemnitzer Kunsthütte und den Kunstgewerbeverein farbenfrohe und fantasievolle Plakate, die als handkolorierte Unikate in der Ausstellung zu sehen und Teil einer der umfangreichsten und ältesten Plakatsammlungen Deutschlands sind.

Dank der großzügigen Finanzierung der Ernst von Siemens Kunststiftung im Rahmen der Corona-Förderlinie konnte der Kernbestand der Schau einer aufwendigen Restaurierung unterzogen werden und damit die wertvolle Sammlung dem Publikum noch weiter erschlossen werden

Bildnachweis: Plakat für Wanderer-Räder, vor 1914
Farblithographie, Kunstsammlungen Chemnitz
Foto: Kunstsammlungen Chemnitz


Kunstsammlungen Chemnitz
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D-09111 Chemnitz
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