01. Juli – 11. September 2022

Badischer Kunstverein


ALL LINED UP zeigt Charlotte Johannesson (*1943, Malmö, Schweden) in einer ersten umfassenden Einzelausstellung in Deutschland. Die Künstlerin arbeitet mit so verschiedenen Medien wie Textil, Plotterdruck, Malerei und digitalen Diapräsentationen. Ihr Interesse gilt einer antidisziplinären Symbolik, Zirkulationvon Wissen und einem kontinuierlichen Streben nach Innovation. Die Ausstellung reicht von frühen Textilarbeiten der 1970er Jahre über Computergrafiken der 1980er bis hin zu aktuellen computergefertigten Textilien.

Johannessons künstlerische Praxis verbindet die handwerkliche Technologie des Webstuhls mit der digitalen Technologie der Computerprogrammierung. Als Weberin ausgebildet, begann sie bereitsin den späten 1960er Jahren politisch motivierte Wandteppiche zu produzieren und entwickelte ihre Arbeiten in selbstorganisierten und außerinstitutionellen Strukturen. Johannessons Praxis ist in vielerlei Hinsicht radikal: Weder der Webstuhl noch der Computer wurden zu Beginn ihrer Tätigkeit als künstlerische Medien anerkannt. Wie sie den Webstuhl einsetzt, politisch aktiviert und mit digitalen Musterungen verbindet, unterwandert zudem jegliche geschlechterspezifische Normierung und binäre Zuordnung. Stattdessen verortet sich die Herangehensweise der Künstlerin in den Gegenkulturen der 1960er und 70er Jahre, der Punkbewegung, des Feminismus und der beginnenden digitalen Bewegung. Ihre Arbeiten stehen der Konkreten Poesie nahe.

1978 gründete sie mit ihrem Partner Sture Johannesson das Digital Theatre in Malmö als erstes digitales Kunstlaborin Skandinavien. Für die so genannten „Mikro-Performances“ entwarf Johannesson Computergrafiken zwischen popkultureller Symbolik und grafischer Abstraktion. Später entwickelte sie dieses Verfahren weiter und gestaltete zahlreiche geplottete Drucke, die auf die Maße des Webstuhls codiert wurden. In den computergefertigten Textilien von 2019 greift die Künstlerinauf Bilder aus den 1980er Jahren zurück und lotet erneut die Möglichkeiten medialer und handwerklicher Produktion aus, indem sie Formen der Repräsentation krisenhaft zuspitzt und eine spekulative Bildwelt entwirft, die sich jenseits institutioneller Legitimation verortet: „Save as art? Yes/No“.

Kuratiert von Anja Casser
Mit besonderem Dank an die Galerie Hollybush Gardens, London.


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