CLAUDE WALL „ICH REITE UND MEIN PFERD GEHT ZU FUß“
30. Januar bis 23. März 2025
Galerie der Stadt Fellbach
Malerei und Skulptur
Am Donnerstag, 30. Januar 2025, um 19 Uhr wird in der Galerie der Stadt Fellbach eine Ausstellung mit Arbeiten des Stuttgarter Künstlers Claude Wall eröffnet. Der Künstler ist anwesend und führt in die Schau ein.
Über den Titel dürfen wir zunächst einmal gerne lächeln und dann betreten wir froh gelaunt die Ausstellung, die sich in der Städtischen Galerie Fellbach über drei Ebenen von oben nach unten ausdehnt, in ihrer obersten Etage. Wir werden empfangen von einem Reiter, der auf dem Weg in den Krieg ist, von Schlachten und Frieden, vom Erinnern- und Vergessenwollen. Wir folgen den Spuren von Wolf und Schaf im Schnee, dort einmal ganz ohne jegliches Blutvergießen.
In der Mitte des Raumes bringt ein im Wasser gestürzter Rappe einen coolen Angler (seinen Besitzer, seinen Reiter?) nicht im geringsten aus der Ruhe. Fast ein Filmstill. Hier aber Skulptur, direkt neben einem Globus allein über die Stadt Fellbach, das Selbstbildnis einer Stadt, und nicht weit davon entfernt an der Wand das Selbstbildnis von Claude Wall.
Verlassen wir dann diese erzählerische Ebene und steigen hinab in die mittlere Etage, in die mittlere Welt der Ausstellung, erreichen wir ein beinahe arkadisches Landleben. Alpenskizzen, tiefgrünblaue Seen, mal im Sommer mit Badegästen oder Anglern (ein Leitmotiv der Ausstellung?), mal im Winter mit dem heiligen Franziskus von Assisi, den Fischen predigend. Idylle. Fast. Wäre da nicht mitten im Raum ein zweiter Reiter. Diesmal scheut das Pferd vor einem offenen Grab mit drei Kadavern, eine Hommage an den Künstler Buffalmacco aus dem frühen 14. Jahrhundert und seinem grandiosen Fresko im Camposanto in Pisa.
Auch diese mittlere Ebene verleugnet ihren vorwiegend epischen Charakter nicht, nur zwei Bilder, zwei dezent übermalte und mit Text überschriebene Landschaften – anonyme Ölgemälde aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts – fallen heraus, sind Vorboten der Emble-matik des dritten und letzten Abschnittes, noch eine Treppe tiefer.
Die Ausstellung ermöglicht keinen Rundgang, sie ist ein Weg mit einem expliziten Ziel. Sie führt an ihrem Ende in einen fensterlosen und trotz seiner Fülle von Bildern kontemplativen Raum. Zur Reflexion über die Ideen von Avantgarde, über die Träume der Nachhut und übrig gebliebene Wünsche.
Ab hier gibt es jetzt nur noch denselben Weg zurück, egal ob zu Pferd oder zu Fuß, wir erleben reziprok Begeisterung für das Leben und die Kunst im Allgemeinen und insbesondere die des 20. Jahrhunderts, wir blicken sowohl auf Hoffnungen als auch auf die nie zu verhindernden Enttäuschungen, bis hin zum aufkeimenden Entsetzen.
Der Abstieg von oben nach unten kehrt sich nun um in einen Aufstieg, wieder in die Welt von Kampf, Sieg und Niederlage, von historischer Schlacht und Attentat.
Ort: Galerie der Stadt Fellbach, Marktplatz 4
Öffnungszeiten: Di bis So 14 bis 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Bildnachweis: Claude Wall, Gestürzter Rappe und Angler, 2018
Galerie der Stadt Fellbach
Marktplatz 4
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