02. Juli – 10. September 2023
FF Packhof


Im Œuvre von Frank Diersch (geb. 1965 in Ost-Berlin) scheint jede Zeichnung ein Teil eines Ganzen. Geradezu obsessiv zeichnend lässt der Künstler Welten und Weltfragmente auf dem Papier entstehen.

In seinem Werk findet sich nichts, was mit Stil, Perfektion, Genauigkeit oder einer Form systematischer Erkundung von irgendwas Zeichenhaftem oder Formalem, von Fläche, Strich oder Raum zu tun hätte. Erst recht nichts mit Illustrativem. Aber auch das Gegenteil, einen „psychischen Automatismus“, wie ihn die Surrealisten behaupteten, kann man ihm nicht bescheinigen. Es ist nichts davon und doch auch alles dies: es ist ein großes Gebiet, das sich auf den recht kleinen Blättern auftut, eines das die ganze Spannbreite zeichnerischer Möglichkeiten, von Reduktion auf den seismographischen Strich und äußerster Opulenz stürmischer Linien- und Fleckengelage umfasst. Früh schon fällt die Entscheidung für das Unheimliche im Realen, das als Verwunderung am Wirklichen empfunden und gestaltet wird. Diersch erfindet nicht, er holt sich seine Phantasien aus dem Realen, der Literatur und Musik, aus der Stille seiner ruhelosen Gesichte: „Innerer Furor, der meine Seele peitschte.“

» Für manche ist es leicht zu leben, sie brauchen sich nur treiben zu lassen. Sie gleiten. Ich, ich muss immer Berge erklimmen, die ich übrigens nie erklimme.« Frank Diersch teilt diese » Ich « – Wanderung des Zweifels mit dem Schriftsteller Eugène Ionesco, die er in seinem Journal en miettes reflektierte. Zwischen Tagbewusstsein und Nachttraum stellt er Spannungsbögen her, die zwischen Fiktion, Imagination und Wirklichkeit angesiedelt sind.

Bildnachweis: Frank Diersch, Kopf, 2022, Feder, Tusche auf grundiertem Ingrespapier © Künstler


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