10. Juni – 23. Juli 2023
JARILAGER Gallery


Vernissage: Samstag, 10. Juni 2023, ab 16 Uhr

Die JARILAGER Gallery präsentiert ADVENTURE INCL., eine visionäre Ausstellung, die sich zwischen großformatigen Gemälden und Skulpturen der zeitgenössischen Künstler Ben Edmunds und At Huth bewegt. ADVENTURE INCL. markiert einen entscheidenden Schritt zur Gestaltung eines künstlerischen Duos, das den Status quo der Kunst aus der Perspektive moderner technologischer Mittel und Innovationsträumen hinterfragt. In Bezug auf ihre von Adrenalin beflügelte Wahrnehmung der Welt spielt der Titel der Ausstellung auf zentrale Anliegen in Edmunds’ und Huths Werk an: Wo kann uns Kunst hinführen? Welche Hoffnungen bieten Technologie und Kunst für die Zukunft?

In seinem Vortrag von 1957, „Der kreative Akt“, beschrieb Marcel Duchamp Kunst als eine Kluft, die den Unterschied zwischen unseren Absichten und ihrer Verwirklichung darstellt. Betrachten wir Duchamps „Ready-made“-Praxis. Der umstrittene Vorgang, der zu seiner Entstehung führte, ist ein Prozess der Entfunktionalisierung. Indem einem Objekt sein Nutzwert genommen wird, wird ihm ein Ausstellungswert verliehen, der nicht nur potenziell seinen Tauschwert verändert, sondern ihm auch eine symbolische Dimension eröffnet, die ihm eine transformative Präsenz verleiht – das Objekt wird tatsächlich zu einem Kunstwerk, das mit einem anderen Blick betrachtet wird. Die Kriterien, die diese Transformation möglich machten und die Duchamp als wunderbar beschrieb, waren mit der Sensibilität des Künstlers verbunden, die Kluft zwischen Alltagsobjekten und ihren „infradünnen“, potenziellen Eigenschaften wahrzunehmen.

Edmunds und Huth positionieren ihre Arbeit in dieser Kluft zwischen dem Zauber der Funktionalität und dem infradünnen Wert der Unbrauchbarkeit. In gewisser Weise haben sie Duchamps Lehre aufs Feinste aufgenommen; Huths vertikale Stabilisatoren und Skier sind technologische Teile und Sportbekleidung, die sich von ihrer zugewiesenen sozialen Funktion durch Prozesse der Abmontage, Größenänderung und Formumgestaltung befreien. Auf einer alternativen Art und Weise gehen sie über die Grenzen des Ready-made hinaus und suchen nach transformatorischen Möglichkeiten in umgekehrter Richtung: Was wäre, wenn Kunst eine Metamorphose in ein Hochleistungswerkzeug durchlaufen würde? Schließlich sehnen sich beide Künstler nach emotionalen Erfahrungen durch materielle Objekte und Abenteuer. Ihre Kunstwerke müssen als Instrumente dienen, um Gipfel zu erreichen und Grenzen zu überschreiten. Einige von Edmunds’ Gemälden sind mit Spanngurten gespannt, und atemberaubende Color Field-Alchemien enthüllen einen Karbonfaser-Rahmen darunter. Andere haben keine Leinwand, sondern zeigen einen glänzenden Satz von Keilrahmen mit stilisiertem Branding. Ebenso dient die Präsenz mehrerer BE-Logos als Reflexion über den Wert des Künstlers und seines Namens, der wiederum als wertvoller Gegenstand gelesen werden kann.

Beide Künstler schaffen ihre eigenen Regeln, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Doch diese sind nicht wirklich Ziele, sondern verspielte Experimente auf unendlichen Schachbrettern ihrer eigenen Schöpfung. Genauso wie in der gegenwärtigen technologischen Zeit ist alles in Bewegung, Identitäten ändern sich schnell und werden schnell obsolet. Die Grenze zwischen Kunstwerk und Objekt ist hier weder stationär noch standardisiert. Sie verwandelt sich, spielt und lässt einen Spielraum für Unsicherheit, der so generativ und humorvoll wie möglich ist. Humor nimmt eine zentrale Position in Edmunds’ und Huths Arbeit ein, nicht nur, weil er eine individuelle Temperaments- oder Verhaltensweise darstellt; Humor repräsentiert vielmehr eine Strategie, die Verwirrung, Bewegung und unerwartete Effekte durch kontinuierliche Entkontextualisierung erzeugt.

In ihrer gemeinsamen Reise kommen Edmunds und Huth der plastischen Existenz ihrer Träume am nächsten, indem sie ironische Verschiebungen zwischen Werbung und purer konzeptueller Forschung, funktionalen Griffen und romantischer Schönheit vornehmen. Kunst wird in Aktion gesetzt und liefert uns konkretes Equipment für Sehnsucht und Erkundung, sie zwingt uns dazu, uns zu fragen, auf welche Art von Zukunft wir zusteuern, eine undurchsichtige Mischung aus Idee und Materialität – ein ADVENTURE INCL.

Bildnachweis: FOR THE REST OF MY LIFE I WILL WAIT FOR YOU THERE, 2023
Fabric dye and acrylic on canvas with carbon fibre frame 180 x 140 cm


JARILAGER Gallery [COLOGNE]
Wormser Strasse 23
Cologne, 50677
Germany

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