Vom 21. Oktober bis 28. November 2020

David Zwirner Paris
108, rue Vieille du Temple, Paris

David Zwirner schätz sich glücklich, die Ausstellung News mit aktuellen Gemälden von Oscar Murillo in der Pariser Galerie präsentieren zu können. Die Arbeiten, die während der Corona-Ausgangssperre in Kolumbien im vergangenen Frühjahr und Sommer entworfen wurden, spiegeln die angespannte soziale und politische Situation wider, in der sie entstanden sind. Gleichzeitig weisen sie auf wiederkehrende Themen in der Arbeit des Künstlers hin. Die kraftvolle formale und visuelle Intensität der Bilder stellt einen Wendepunkt in Murillos Kunst dar: Sie ruft mit neuer Dringlichkeit die Bedingungen und Ängste des gegenwärtigen Augenblicks hervor.

Im März 2020, als das Coronavirus von der Weltgesundheitsorganisation zur Pandemie erklärt wurde, hielt sich Murillo in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota auf, um eine persönliche museale Ausstellung vorzubereiten. Als Länder auf der ganzen Welt begannen, ihre Grenzen zu schließen, kehrte Murillo in seine Heimatstadt La Paila im Südwesten des Landes im Valle del Cauca zurück – wenige Tage vor Inkrafttreten der strengen Ausgangsbeschränkungen, die auch Reisen zwischen Städten verboten. In den folgenden Monaten arbeitete Murillo an einem neuen Ensemble an Gemälden, die auf die wachsenden politischen Unruhen sowohl in Kolumbien als auch auf der ganzen Welt anspielen.

Die vor diesem Kontext entstandenen Gemälde gehören zu den größten und am präzisesten ausgeführten Bilder der Serie «manifestation», an der der Künstler derzeit arbeitet. Einige von ihnen wurden kürzlich im Rahmen der Ausstellung Oscar Murillo: Social Altitude im Aspen Art Museum (2019-2020) präsentiert. Diese großformatigen Gemälde zeichnen sich durch dichte und fast aggressive Farbflächen sowie breite Streifen von Himmelblau und flammendem Rot aus. Sie sind das Ergebnis dessen, was der Künstler als physische Entladung körperlicher Energie beschreibt. Die Arbeiten zeugen von Murillos kreativem Prozess, in dem sich auch das Schaffen in seinem Atelier widerspiegelt. Murillo malt auf Stücken alter Leinwände sowie anderer Materialien wie Samt und Leinen, die er zusammennäht. Dadurch entsteht ein Collage-Effekt, der die kontrastierende Ausdruckskraft jedes der bemalten Teile hervorhebt.

Murillo integriert auch Segmente von tiefem Rot und Indigo, die von “ink-pad” -Leinwänden in tief gesättigten Farben stammen. Ein Verfahren, dass er 2011 für seine Serie catalyst angewandt hat. Dabei benutzte er einen Stock oder einen Besenstiel, um die pigmentierte Oberfläche von einer Leinwand auf die andere zu übertragen – ein sehr physikalischer Prozess voller explosiver Energie.

Die Serie manifestation spielt mit den Begriffen der Bedeutung und der Schaffung von Bedeutung und bildet Wiederholungen von Buchstaben und Wörtern ab, die Murillo malt und dann entfernt, wobei kaum eine sichtbare Spur zurückbleibt. Die Wörter “power”, “law” und “news” tauchen in mehreren seiner jüngsten Gemälde teilweise sehr undeutlich auf. Sie bringen den Widerstand gegen Autoritätssysteme zum Ausdruck und spielen auf verborgene Informationen an oder sogar Absichten, die unmöglich zu ignorieren sind.

Für Murillo ist die Idee der physischen Präsenz und Geste in der Malerei mit dem Akt verbunden, den Körper als Ausdrucksmittel des Widerstands angesichts von Macht zu benutzen. Tatsächlich wird der Begriff «manifestation» in mehreren Sprachen verwendet, um einen politischen Protest zu beschreiben. Die Präsentation dieser Reihe hat oft den traditionellen Ausstellungsrahmen von Galerien überschritten. In der Werkschau Oscar Murillo: Horizontal Darkness in Search of Solidarity (2019-2020) im Kunstverein in Hamburg wurden die Werke Teil einer Agora. Diese Installation lud zum Hinsitzen ein und diente als Ort einer Reihe von Vorträgen, Diskussionen, Debatten und Performances, die grenzüberschreitende Arbeitsformen zur Schaffung von Ausdrucksmitteln der Solidarität zum Inhalt hatten, um Werke als Katalysatoren für politische Praktiken neu zu erfinden. Die jüngsten Gemälde setzen die Suche des Künstlers nach der Malerei als Medium für Debatten und Diskussionen fort und hinterfragen die Zunahme von Manipulation und Falschinformationen in unserer Ära der beschleunigten Kommunikation. Durch die Veränderung und das Verschwinden der Sprache zeigt Murillo die Möglichkeiten des Entstehens neuer Bedeutungen und Erzählungen auf.

Oscar Murillo wurde 1986 in Kolumbien geboren und lebt an verschiedenen Orten. Er ist bekannt für sein erfinderisches Gesamtwerk, das Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen, Installationen, Aktionen, Live-Events, Gemeinschaftsprojekte und Videos umfasst.

Insgesamt legt sein Werk besonderen Wert auf Begriffe des kulturellen Austauschs und auf die vielfältigen Möglichkeiten, wie Ideen, Sprachen und sogar Alltagsgegenstände zunehmend verdrängt, verbreitet und miteinander verbunden werden. Murillos Arbeit vermittelt einen differenzierten Ansatz spezifischer Bedingungen von Globalisierung und den damit verbundenen kulturellen Austausch, wobei die Universalität menschlicher Erfahrung als Voraussetzung bleibt.

Murillo schloss 2007 mit einem BFA (Bachelor of Fine Arts) an der University of Westminster in London ab sowie 2012 mit einem MFA (Master of Fine Arts) am Londoner Royal College of Art. Seine Arbeiten und Projekte waren Gegenstand von Einzel- und Gruppenausstellungen in führenden Institutionen weltweit, von denen die jüngsten zwischen 2019-2020 im Aspen Art Museum, im Kunstverein in Hamburg sowie im Kettle’s Yard an der Universität von Cambridge, England; 2019 im Shed in New York, im chi K11 Kunstmuseum in Shanghai; 2017 im Haus der Kunst in München, im CAPC-Museum für zeitgenössische Kunst in Bordeaux und im Jeu de Paume in Paris. Als Gewinner des Turner-Preises im Jahr 2019, der zum ersten Mal in seiner Geschichte an ein Kollektiv aus vier Nominierten vergeben wurde, präsentierte Murillo seine Arbeiten im Turner Contemporary-Museum in Margate, England (2019-2020). Murillos Arbeit wurde 2018 auch auf der Berlin Biennale We don’t need another hero präsentiert.

Murillo wird seit 2013 von David Zwirner vertreten. Es ist die sechste Einzelausstellung, die von der Galerie organisiert wird.

Bild
Oscar Murillo manifestation 2019 (detail)
Oil, oil stick, cotton thread and graphite on velvet, canvas and linen
© Oscar Murillo
Courtesy the artist and David Zwirner

 

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