15. September 2022 – 8. Januar 2023

Haus am Waldsee, Berlin


Female Remedy ist die erste institutionelle Ausstellung von Leila Hekmat (*1981 in Los Angeles, lebt und arbeitet in Berlin) und lädt die Künstlerin ein, ihre ambitionierte performative Praxis für den spezifischen Kontext des Hauses am Waldsee zu entwickeln. Die Ausstellung bildet den Auftakt für das neue Programm unter der künstlerischen Leitung von Anna Gritz. Sie eröffnet im Rahmen der Berlin Art Week 2022 und wird begleitet von der Performance Symptom Recital: Music for Wild Angels.

Female Remedy ist eine Sittenkomödie, die Krankheit als fortwährenden Zustand des Geistes und des Körpers betrachtet. Die Ausstellung verwandelt das Haus am Waldsee in ein religiöses Sanatorium für Frauen. Das Hospital Hekmat fungiert als Einrichtung für eine Krankheit, die nicht geheilt werden muss und dessen Mission allein darin besteht, durch Komödie und absurde Possen bereits existierende Insolenzen zu stärken und das vernunftwidrige Innenleben der Patientinnen zu fördern. Es ist ein Heilungsort für die reuelose Frau. 

Die kuriosen, spöttischen Extravaganzen, die in dieser Krankenstation kursieren, deuten auf einen heimlichen Protest gegen die Prinzipien hin, die in anderen Einrichtungen herrschen. Unklar bleibt, woran die eingewiesenen Damen genau leiden, aber ihre Beschwerden sind tiefgreifend und komisch melodramatisch. Das Personal dieses Krankenhauses ist von übertriebener Nächstenliebe getrieben und versucht, alle Arten von Traumata zu vertuschen, zu verstecken und zu ignorieren. Krankenschwestern verlieben sich in Patientinnen, Patientinnen verlieben sich ineinander, und schon bald leiden alle an denselben delirierenden Krankheiten. Es handelt sich um eine Satire über das entfesselte Ringen, eine neue psychische und zugleich sexuelle Sprache zu etablieren, mit der über Gesten, Kostüme und Verhaltensformen versucht wird ein Selbstbild zu erzeugen, das zuvor unterdrückt wurde. Als surrealistisches Porträt eines Krankenhauses für Frauen betrachtet Female Remedy das Kranksein als Tor zur Selbstfindung und behauptet, dass die stets wachsende Industrie der Selbstoptimierung zu einer verzweifelten Suche nach Überlebensstrategien für die menschliche Psyche mutiert ist. 

Das Haus am Waldsee wird zum Hospital Hekmat – ausgestattet mit Krankenhausbetten, einem Operationssaal, einer Kapelle und verschiedenen anderen Behandlungsräumen. Die Ausstellung führt die Besucher*innen durch Säle mit krankenhausähnlichen Vorhängen, bedruckt mit digitalen Collagen, und vorbei an Betten, die eigenwillige Charaktere beherbergen, sowie Darstellungen der exzentrischen Patientinnen und ihre Pflegerinnen.

Begleitet wird die Ausstellung von der Musik-Performance Symptom Recital: Music for Wild Angels. In Form einer Varieté-Show mit Stand-up-Comedy und musikalischen Einlagen werden die Abenteuer dieser Gruppe ehrfurchtsloser Mädchen zu Geschichten verwebt. Im Anschluss wird die Performance zu einer Multipart-Klanginstallation für die Ausstellungsräume adaptiert.  
 
Leila Hekmats künstlerische Praxis setzt sich kritisch mit gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen* auseinander. Konsequent unterwandert sie dabei vermeintliche Konventionen von Geschlecht, Gender und Sexualität. In der Tradition des Absurden Theaters und der Commedia dell’Arte entwickelt die Künstlerin Performances, in denen aufwändig von Hand gefertigte Kostüme und Bühnenbilder zum Einsatz kommen. Hekmat arbeitet interdisziplinär und entwickelt in ihren Arbeiten einen hybriden Stil aus Theater, Musical, Komödie, Bildender Kunst, Film und Performance. 

Hekmat hatte Einzelausstellungen und Performances unter anderem mit Il Matrimonio di Immacolata im Rahmen von Disappering Berlin (2021), The Organ Grinder’s Canto im Duddel’s, Hong Kong (2018) oder The French Mistake auf dem Glasgow International Festival of comtemporary visual art (2016). Sie nahm Teil an bedeutenden Gruppenausstellungen, wie In the Company of, EDEN EDEN, Berlin (2022), A Fire in my Belly, Julia Stoscheck Collection, Berlin (2021), Studio Berlin, Berghain, Berlin (2020) oder im Rahmen des Residenzprogramms Tbilisi Residencies in Tbilisi, Georgien (2019). 

Bildnachweis: Leila Hekmat, Triple Curly, 2020. Tryptichon-Still. Digitale Video-Collage. Galerie Isabella Bortolozzi


Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
14163 Berlin

Tel. 030 / 801 89 35
Fax 030 / 802 20 28
info@hausamwaldsee.de

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