21. Februar bis 10. April 2025
Marburger Kunstverein


Die Ausstellung „Unter Grund“ von Martin Schepers untersucht Prozesse der Tiefbohrung. Schepers war zu Recherchezwecken mehrere Male auf der einzigen deutschen Bohrinsel, der „Mittelplate“, die im

Die Ausstellung „Unter Grund“ von Martin Schepers untersucht Prozesse der Tiefbohrung. Schepers war zu Recherchezwecken mehrere Male auf der einzigen deutschen Bohrinsel, der „Mittelplate“, die im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer seit 1985 Öl fördert und immer wieder neue Bohrfelder abschöpft.

In der Auseinandersetzung mit Tiefenbohrungen erkundet der Künstler, inwieweit ein Stoff wie das Öl das alltägliche Leben bestimmt und die künstlerischen Produktionsbedingungen innerhalb der Malerei beeinflusst.

Die Werkzeuge aus der Ölindustrie wie Bohrköpfe, Bohrstangen und der Ort der Bohrinsel werden innerhalb der Ausstellung neben die alltäglichen Gegenstände gestellt, die in der Weiterverarbeitung von Rohöl entstehen. Das sind Gegenstände wie eine Plastikwanne, Spielzeugdinosaurier oder auch Plastikmöbel. Auch auf den Bildern werden Bitumen und Terpentin, als direkte Produkte aus dem geförderten Öl, als Malmittel verwendet.

Die künstlerischen Untersuchungen von Martin Schepers umkreisen seit seiner ersten Arbeit über aktive Bergbaugebiete in der Niederlausitz die Frage, inwieweit bestimmte Rohstoffe das Sozialleben beeinflussen und gestalten.

Es ist eine autogeografische Malerei, die anhand der eigenen als exemplarisch gelesenen Biografie die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch Orte der Energieproduktion verfolgt: Ein Rohstoff wie das Erdöl durchwirkt unsere Existenz in vielerlei Hinsicht, beeinflusst nicht nur Gegenstände, mit denen wir täglich zu tun haben, sondern auch unseren Habitus, unsere Rituale und das gesamte Ökosystem und die darin existierenden Lebensformen. Dabei erfährt der fast mystisch aufgeladene Ort der Bohrinsel, der für die allermeisten Menschen nicht zu betreten ist, in den Bildern von Schepers eine in die Dystopie reichende Desillusionierung. In ihrer Größe und Architektur wirken Bohrinseln wie ehemaligen Kathedralen einer auf fossile Energie fokussierten Gesellschaft. Diese Orte einer sich auflösenden und verschwindenden Kultur sind keine utopischen Inseln, die nur aus der Distanz mit dem Fernblick des Strandgängers winzig klein am Horizont zu sehen sind. Das Erdöl sprudelt in all den verschiedenen Facetten mitten hinein in unser Leben, die Bohrinsel steht in jedem unserer Zimmer und das Öl fließt, fließt und fließt.

Pressegespräch: Mittwoch, 19.2.2025, um 11 Uhr
Preview und Ausstellungsrundgang mit dem Künstler Martin Schepers

Eröffnung: Freitag, 21.2.2025, um 18 Uhr
Begrüßung Dr. Michael Herrmann, Vorsitzender
Artist Talk mit Dr. Nadia Ismail, Kunsthalle Gießen

Bildnachweis: Martin Schepers


marburger kunstverein e.v.
Öffnungszeiten: Di – So 11 – 17 Uhr, Mi  11 – 20 Uhr / Eintritt frei
Gerhard-Jahn-Platz 5 (Biegenstraße 1)  ·  35037 Marburg  ·  Tel. 06421-25882
Mail: info@marburger-kunstverein.de  ·  Homepage: www.marburger-kunstverein.de
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