STOPFEN, STRICKEN, PATCHEN … DER KLEIDER NEUES LEBEN!
24. Januar bis 25. April 2025
Polnisches Institut Düsseldorf
Das Polnische Institut Düsseldorf und das Centrum Kultury Zamek in Posen (Kulturzentrum Zamek) laden ein zu einer umwelt- und kulturthematisch höchst aktuellen Kunstausstellung.
Mit den Künstlerinnen und Künstlern: Agnieszka Kasztelowicz, Małgorzata Markiewicz, Małgorzata Mirga -Tas, Anne Peschken & Marek Pisarsky, Alke Reeh
Kuratorin: Prof. Dr. Marta Smolińska
„Es geht darum, zu erkennen, dass unsere Kleidung nicht von ihrem Kontext entfremdet ist; wir müssen erkennen, dass sie Teil eines größeren Prozesses ist: von der Entstehung bis zum Verfall.“ Małgorzata Markiewicz, Künstlerin
Die Kleiderberge, meistens in Afrika oder Südamerika, zeugen von Überproduktion von Waren aller Art. Die Atacama-Wüste in Chile ist zu einer der größten Textilabfalldeponien der Welt geworden. Dies ist das Ergebnis unserer Verstrickung in die höchst umweltschädlichen und unethischen Mechanismen der Fast Fashion.
Unter Fast Fashion versteht man die relativ billige, modische Kleidung, die wir in so genannten Ladenketten kaufen. Sie imitieren die neuesten Trends, die von berühmten Modehäusern entworfen werden. Diese Unternehmen lassen die Kleidungsstücke in der ganzen Welt nähen und bieten den Arbeiterinnen und Arbeitern meist sehr niedrige Löhne. Auch die Qualität der Materialien ist nicht die beste. Jede Saison erliegen viele von uns dem Modefieber, kaufen viele neue Kleider und werfen die alten weg. Auf diese Weise beschleunigen wir das Tempo der Fast Fashion und tragen dazu bei, dass sich die Kleiderberge in verschiedenen Ecken der Erde anhäufen. Nach Angaben des WWF werden für die Herstellung eines einfachen Baumwoll-T-Shirts 2.700 Liter Wasser verbraucht, was dem Trinkwasserbedarf einer Person für 900 Tage entspricht! Für die Herstellung von einem Kilogramm Jeansstoff wiederum werden bis zu 11.000 Liter Wasser verbraucht, was zur Dürre auf unserem Planeten beiträgt. Ist es also wirklich notwendig, ständig neue Kleidung zu kaufen und die aus früheren Saisons wegzuwerfen?
Die Künstlerinnen und Künstler machen uns auf die Massen an weltweit unnötig herumliegenden Kleidungsstücken aufmerksam. Sie weisen darauf hin, dass die in der Fast Fashion verwendeten Materialien nicht biologisch abbaubar sind und es Tausende von Jahren dauern wird, bis sie sich zersetzen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auch auf die Ausbeutung der in der Bekleidungsindustrie beschäftigten Menschen. Sie zeigen sowohl anonyme Näherinnen, die in großen Fabrikhallen arbeiten (Anne Peschken & Marek Pisarsky, Näherinnen, 2022), als auch konkrete Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie, die unter Nennung ihrer Namen von Ausbeutung und schwierigen Lebensbedingungen berichten (Małgorzata Markiewicz). Heute reicht eine solche Aufklärung jedoch nicht mehr aus – Aufgabe der Kunst ist es auch, Strategien vorzuschlagen, die uns helfen, die Überproduktion zu reduzieren und Kleidung, welche uns zu schnell langweilt, wegzuwerfen. Die Kunst fordert einen Wandel in unserer Mentalität auf.
Die in der Ausstellung „Stopfen, stricken, patchen… Der Kleider neues Leben!“ gezeigten Werke machen uns daher nicht nur deutlich, dass ein Problem besteht, sondern schlagen vor allem Lösungen vor. Dieses auf positive Veränderung ausgerichtete Narrativ zeigt sich bereits im Titel, der jeden einzelnen von uns direkt anspricht und zum Handeln auffordert: Flicken und Ausbessern, die einfachsten Praktiken, um die Lebensdauer von Kleidung zu verlängern und gebrauchter Kleidung eine neue Gestalt zu geben. Künstlerinnen wie Małgorzata Mirga-Tas, Małgorzata Markiewicz und Alke Reeh nähen, flicken und recyceln scheinbar unmodische und unnötige Kleidungsstücke selbst. Auf diese Weise machen sie indirekt auf die sozialen und politischen Zusammenhänge der Fast Fashion aufmerksam und zeigen, wie es anders geht: ökologischer, fürsorglicher und einfühlsamer. Darüber hinaus ist die Wiederbelebung von Secondhand-Kleidung und alten Materialien eine Art Ritual, das allein oder gemeinsam durchgeführt werden kann. Es ist ein Ritual, welches es uns ermöglicht, unsere Tast- und Geruchssinne zu aktivieren und uns in die Geschichte und die Erinnerung an geflickte, überarbeitete oder genähte Textilien einzufühlen.
Bildnachweis: Anne Peschken | Marek Pisarsky, Szwaczki, The Seamstresses, 2022, Öl auf Leinwand, 180 cm x 300 cm, Photo Peschken | Pisarsky
Galerie des Polnischen Instituts Düsseldorf
Citadellstr. 7
40213 Düsseldorf
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