01. Oktober 2021 – 24. April 2022

Museum Morsbroich, Leverkusen


Anne Arndt ist Preisträgerin des KHM-Förderpreises für Künstlerinnen 2021, präsentiert im Museum Morsbroich

„Das Land, in dem ich geboren wurde, existiert nicht mehr und dennoch ist meine Identität eng mit ihm verbunden.“
(Anne Arndt)

Was bedeutet der Verlust von Heimat? Welche Folgen hat der Untergang eines Staates für die Gesellschaft, welche für die eigene Identität? Verändert sich Erinnerung im Laufe der Zeit und welchen Einfluss hat dies auf unser gegenwärtiges Handeln?

Anne Arndt, geboren in Schwerin und Preisträgerin
des diesjährigen KHM-Förderpreises für Künstlerinnen (Diplomstudium an der KHM von 2015 bis 2021) setzt sich in ihrer Installation Die DDR hat’s nie gegeben kritisch mit dem Erbe der DDR auseinander. Am Beispiel
einer ehemaligen Bunkeranlage an der Ostsee, die zu DDR-Zeiten als militärische Überwachungsanlage
für Staatsflüchtige genutzt wurde und heute Teil eines beliebten Touristenortes ist, hinterfragt Anne Arndt
unseren öffentlichen Lebensraum als Spiegel gesellschaftlicher Macht- und Erinnerungsstrukturen.
Die durch Stranderosion allmählich in der Ostsee versinkende Bunkeranlage dient dabei als Metapher für den Untergang der DDR und den Umgang mit ihrer Geschichte.
Die DDR hat’s nie gegeben – der Titel der Arbeit bezieht sich auf ein bekanntes Graffiti, das sich an den Fundamentresten des nach der Wende abgerissenen Palast der Republik in Berlin befand. Einst Sitz der Volkskammer und Wahrzeichen der DDR, stellt der Ort bis
heute durch den jüngst vollzogenen Wiederaufbau
des ehemaligen Berliner Stadtschlosses sowie den Einzug des Humboldt Forums ein topografisches Sinnbild zweier konträrer Staatsformen dar.

Anhand von Zeitzeugeninterviews, dokumentarischem
Material aus privaten Archiven, Stasiakten über Fluchtversuche sowie Videound Fotomaterial des heutigen ruinösen Zustandes vor Ort zeichnet Anne Arndt in
ihrer Arbeit ein vielschichtiges Psychogramm der Landschaft und ihrer Gesellschaft, das sich zwischen verklärender Erinnerung, bewusster Verdrängung und kritischer Distanzierung bewegt. Unweigerlich stellen sich
Bezüge zur Gegenwart her – History repeats, Geschichte wiederholt sich. Sind wir heute, sechzig Jahre nach dem Mauerbau, wirklich eine vereinte Gesellschaft? Ist die Grenze zwischen Ost und West tatsächlich überwunden
oder hat nur eine Verlagerung von einer topographischen in eine mentale Ebene stattgefunden? Wie gehen wir aktuell mit Themen wie Grenzen, Flucht, Heimats- und
Identitätsverlust um?

Bild-/Textnachweis: Anne Arndt, „Def Girl“, 2019 / Museum Morsbroich


Museum Morsbroich
Obergeschoss
Im Rahmen der Leverkusener Kunstnacht
Gustav-Heinemann-Str. 80
D- 51377 Leverkusen
www.khm.de

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