3. Februar bis 22. April 2024

Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin


Im neuen Jahr rückt die Liebermann-Villa am Wannsee drei Frauen der Familie in den Fokus – und mit ihnen ein zentrales Kapitel der bewegten und bewegenden Familiengeschichte der Liebermanns. „Meine Damen“ so nannte Max Liebermann sie liebevoll. Seine Gattin Martha (1857–1943), die gemeinsame Tochter Käthe (1885–1952) und die geliebte Enkelin Maria (1917–1995) prägten die Familie maßgeblich. Der Zusammenhalt war stark – und musste es auch sein, denn das Leben neben einem ehrgeizigen Künstler war zwar oft glanzvoll, aber nicht immer einfach. So boten der Wannsee und das Sommerhaus auch für Martha, Käthe und Maria einen willkommenen Rückzugsort ins Private.

Mit neuen Recherchen wirft die Ausstellung Licht in den Kern einer deutsch-jüdischen Familie. Neuentdeckungen erzählen insbesondere vom Neuanfang der Familie Riezler 1938 im Exil in New York.

DR. LUCY WASENSTEINER, DIREKTORIN DER LIEBERMANN-VILLA:

„Martha, Käthe und Maria genauer in den Blick zu nehmen war uns ein großes Anliegen. Die Künstlergattin Martha Liebermann ist uns am besten bekannt, überliefert sind ihre resolute Art und ihre gewitzten Sprüche, wie: „Weißt du, Max, es war zwar eine Ehre, aber kein Vergnügen, mit dir verheiratet gewesen zu sein.“ Neues konnten wir besonders über Käthe und Maria zusammentragen, erhaltene Archivalien geben faszinierende Einblicke ins Leben der Familie Riezler im Exil. Unter anderem wurde im Rahmen der Recherchen die große Bedeutung der Gründung der legendären New School in New York deutlich. Die als „University in Exile“ bekannt gewordene Hochschule bot ab 1933 über 180 Intellektuellen aus Europa Zuflucht und eine Anstellung in Amerika. Im Umfeld der New School gelang auch Kurt Riezler, seiner Frau Käthe Riezler und ihrer Tochter Maria der Neuanfang in Amerika.“

DR. JOHANNES NATHAN, VORSITZENDER DER MAX-LIEBERMANN-GESELLSCHAFT:

„Die Ausstellung beleuchtet mit spannenden neuen Recherchen das komplexe Thema des Exils, insbesondere die Emigrationsgeschichte der Familie von Käthe Liebermann, verheiratet mit Kurt Riezler. Noch heute leben die Urenkelinnen Liebermanns in den USA. Sie haben uns bei den Vorbereitungen des Projektes sehr geholfen, denn anhand ihrer sehr persönlichen Erzählungen und Erinnerungen schlossen sich nicht nur etliche Lücken in der Familiengeschichte, wir wissen nun auch besser, was Käthe und Maria bewegte, welche Bedingungen sie in New York vorfanden und wie sie ihr Leben im Exil gestalteten. Für den lebendigen Austausch mit den Urenkelinnen von Martha und Max Liebermann sind wir zutiefst dankbar, zumal so auch die wertvollen Verbindungen unseres Museums mit der Familie wachgehalten werden.“

„MEINE DAMEN“- MARTHA, KÄTHE UND MARIA

Martha Liebermann (geb. Marckwald) war mit Max Liebermann schon seit ihrer Jugend bekannt, die Familien Marckwald und Liebermann waren sich eng verbunden. Nach der Heirat stand Martha Martha ihrem alsbald berühmten Ehemann über fünfzig Jahre zur Seite. Sie war eine sehr eigenständige Persönlichkeit, die sich durchaus zu behaupten wusste. In der Ausstellung wird diese bemerkenswerte Frau durch Porträts, Zitate und historische Fotografien gewürdigt.

Ein besonderes Augenmerk wirft die Schau auf die Tochter Käthe Riezler (geb. Liebermann) und die Enkelin Maria White (geb. Riezler). Neue Forschungserkenntnisse zeichnen ein deutlicheres Bild der beiden Frauen und ihrer Biografien. Käthe war vielseitig gebildet und interessiert, sie spielte Tennis, nahm Zeichenunterricht und wusste auch die Vergnügungen des Lebens zu schätzen. Beleuchtet werden unter anderem ihre jungen Jahre in Berlin um 1900, die Freundschaft mit ihrer Cousine Grete Ring, die Begegnung mit ihrem Ehemann Kurt Riezler und die Zeit nach dem Umzug ihrer Familie nach Frankfurt 1928.

Maria Riezler, die gemeinsame Tochter von Käthe und Kurt, kam 1917 zur Welt und brachte als Kind viel Freude in die Familie. Die Riezlers besuchten Martha und Max häufig in der Villa am Wannsee. Max Liebermann machte dieses Miteinander zu einem Thema seiner Kunst und öffnete damit seltene Einblicke ins Private. Einige dieser Porträts sind in den Kriegsjahren verloren gegangen und gelten bis heute als verschollen. Vielleicht kann die Ausstellung auch zu deren Wiederauffindung beitragen.

DIE FAMILIE RIEZLER IM EXIL

Die Etablierung des NS-Regimes Anfang 1933 und der Tod Max Liebermanns im Februar 1935 brachten dramatische Wendungen in das Leben der Familie. In der Ausstellung werden die tragischen letzten Jahre von Martha Liebermann in Berlin nachgezeichnet – von der Verfolgung und Enteignung bis hin zu ihrem Selbstmord 1943. Käthe, Kurt und die 21-jährige Maria konnten hingegen 1938 nach Amerika fliehen. Anhand neuer Forschungserkenntnisse folgen wir ihrer Reise mit dem Ozeandampfer SS. Aquitania über Southampton und ihren ersten Jahren im New York der 1940er Jahre. Insbesondere werfen wir einen neuen Blick auf Maria Riezler, die in den Gemälden Liebermanns so oft als Kleinkind zu sehen ist: Als nunmehr erwachsene Frau beobachten wir, wie sie sich in Amerika ein neues Leben aufbaut. Dabei sind auch die spannenden Verbindungen zwischen der Familie Riezler und der legendären New School for Social Research in Manhattan zu entdecken.

Bildnachweis: Käthe Liebermann als junge Frau nach 1918. Ursula Leonhard. England


Liebermann-Villa am Wannsee
Colomierstr. 3
14109 Berlin
Tel: +49 30 – 805859015

www.liebermann-villa.de
http://liebermann-villa.de/meeting-liebermann

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