18. November 2023 bis 17. März 2024

Gesellschaft für Aktuelle Kunst e. V., Bremen


Pressegespräch: 16. November 2023, 11 Uhr

Eröffnung: 17. November 2023, 19 Uhr

Die GAK freut sich, die Einzelausstellung I Love Ancient Baby von Jala Wahid (*1988, lebt in London) zu

präsentieren. In einer emotionalen und verführerischen Inszenierung von Form, Material und Raum

zeigen wir eine gleichnamige neue Videoarbeit und eine Reihe neuer Skulpturen.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Idee, dass Zeit und Gefühle zyklisch sind, dass wir dieselben

Ängste und Sehnsüchte haben wie die alten Zivilisationen vor Tausenden von Jahren und dass

Artefakte mit diesen Gefühlen aufgeladen sind.

Museumsfotografien, für die Soldaten im Irakkrieg produzierte Spielkarten, Skulpturen, Wandmalerei

und Beleuchtung entwickelt die Künstlerin mit Techniken der Gegenüberstellung und Montage zu

einer Erzählung von Objekten und Menschen, die verloren und gefunden werden. Die Ambivalenzen

dieser Erzählung stehen in Beziehung zu Archäologie, Entdeckung und Herauslösung, zu kultureller

Aneignung und Kolonialismus. Wahid verleiht ihnen ebenso spielerisch wie persönlich eine Stimme, so

als ob die Würfel neu entscheiden oder die Karten neu gemischt werden, um die zugrunde liegende

Bedeutung zu verschieben oder zu korrigieren.

Die Ausstellung rückt die kulturellen, historischen und individuellen Beziehungsgeflechte, in die ein

Mensch hineingeboren wird, in den Blick – und wie diese mit den komplizierten und toxischen

Beziehungen von Denkmälern, Symbolen und Affekten verwoben sind. Diese Geflechte bestehen

zwischen Menschen, die bereits gestorben sind, und Menschen, die noch geboren werden, zwischen

der fremden und der eigenen Geschichte, zwischen Ort und Ortlosigkeit. Dabei werden Wege und

Reisen im buchstäblichen wie übertragenen Sinne wiederholt, Leben kommt und vergeht und beginnt

von Neuem zwischen Gefühlen von Freude und Trauer. So ist I Love Ancient Baby auch eine sehr

intime Arbeit, in der Wahid ihren verstorbenen Vater und ihr noch ungeborenes Kind adressiert,

ebenso wie die antiken Skulpturen, in denen sie sich verkörpern. Die abstrakten und archivierten

Objekte werden aus der musealen Distanz geholt und auf die Wünsche und Ängste zurückgeführt, die

damals in sie hineingelegt wurden. Geschichte und Geschichten, Verlust und Wiederentdeckung

überlagern sich.

Die emotionalen Verbindungen, die der Mensch zu knüpfen pflegt, scheinen durch archäologische

Funde oder Erinnerungen der Zeit zu trotzen. I Love Ancient Baby schlägt daher vor zu untersuchen,

wie diese Gefühle konkret mit ihrer skulpturalen Gestaltung verbunden sind. Jala Wahid schafft ihre

eigene zeitgenössische Symbolik in Verbindung mit komplexen Beziehungen und Affekten kultureller

und individueller Identitäten. Ausgehend von den uralten Skulpturen und der zeitgenössischen

kurdischen Geschichte betont sie die Bedeutung von gegenhegemonialen Stimmen und von Gefühlen

vor dem Hintergrund von vordergründig patriarchalen (und neokolonialen) Narrativen wirtschaftlicher

und politischer Abhängigkeiten.

Jala Wahid (*1988, lebt und arbeitet in London) studierte Freie Kunst an der Royal Academy of Arts

und am Goldsmiths College in London. Einzelausstellungen zuletzt u.a. 2023 Kunstverein Freiburg;

2022 BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead/GB, Niru Ratnam Gallery, London/GB; 2021

CAS Batumi, Batumi/GE, Two Queens, Leicester/GB; 2020 E.A. Shared Space, Tbilisi/GE; 2019 Sophie

Tappeiner, Wien/AT; 2017 Seventeen Gallery, London/GB. Ausgewählte Gruppenaustellungen: 2022

Goldsmiths CCA, London/GB; 2021 Timothy Taylor Gallery, New York City/US; 2020 SculptureCenter,

New York/US; 2019 Sophie Tappeiner, Wien/AT; 2018 Nottingham Contemporary, Nottingham/GB.

Das Veranstaltungsprogramm wird in Kürze bekannt gegeben.

Bildnachweis: Jala Wahid. Conflagration, Installation view, BALTIC, Newcastle upon Tyne, 2022


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