Der Robert-Sterl-Preis der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden für Meisterschüler und Meisterschülerinnen der Hochschule für Bildende Künste Dresden geht in diesem Jahr an: Mona Pourebrahim.

Als Verwalter des Nachlasses von Robert Sterl (1867-1932) pflegen die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden das Andenken des impressionistischen Malers und Akademieprofessors mit dem Robert-Sterl-Preis. Seit 1997 vergeben die Sammelstiftungen und die Hochschule für Bildende Künste Dresden jährlich den Preis an Meisterschüler und Meisterschülerinnen der Hochschule.

Über die Vergabe des Robert-Sterl-Preises, der nicht an inhaltliche Vorgaben oder Gattungen gebunden ist, entscheidet in jedem Jahr eine Jury, die aus drei Vertretern der Dresdner Hochschule und zwei Vertretern der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden besteht. Mitglieder der Jury in diesem Jahr waren Rektor Matthias Flügge (HfBK), Susanne Greinke (HfBK), Kristof Grunert (HfBK), Dr. Birgit Dalbajewa (Vorstandsmitglied der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden) und Dr. Inga Remmers (Leiterin des Robert-Sterl-Hauses Naundorf).

Entscheidend für die Preisvergabe sind die künstlerische Qualität und das Potential eines Bewerbers, auch im Blick auf eine mögliche zukünftige Entwicklung. In dieser Hinsicht hat sich Mona Pourebrahim mit einem eigenständigen Ansatz durchgesetzt. Die Jury überzeugte vor allem die Vielseitigkeit ihrer künstlerischen Arbeiten, die sowohl Malerei als auch Fotografie umfassen. Im Rückgriff auf kunsthistorische Vorbilder, insbesondere die Romantik, schafft sie eigene, unverwechselbare Landschaften – die natürlich und zugleich konstruiert wirken, die sich zwischen realer Wiedergabe und Abstraktion bewegen. Das Verhältnis des Menschen zur Natur ist das übergeordnete Thema. Die Orientierung am Bühnenhaften und Theatralen setzt sich in ihrer Beschäftigung mit der Fotografie fort: Für die fotografische Aufnahme gebaute Bühnen bilden die Basis ihrer fotografischen Bilder.

Mona Pourebrahim

Unberührte Natur? Vom Menschen unveränderte Landschaften? Diese gibt es im Anthropozän – dem Zeitalter des Menschen – nicht. Auch im Werk der Künstlerin Mona Pourebrahim gibt es keine Rückbesinnung auf eine vermeintlich intakte bzw. ursprüngliche Natur. Im Zentrum ihrer Malerei steht die vom Menschen veränderte Natur und gestaltete oder umgeformte Landschaft, die zum bildbestimmenden Thema ihrer künstlerischen Arbeiten wird.

Die 1985 in Teheran geborene Künstlerin hat sich zunächst mit Porträtmalerei und Stillleben beschäftigt, bevor sie sich der Landschaft zugewendet hat. Ihre Gemälde bestechen durch ihre ungewöhnliche Farbigkeit, die die Landschaften surreal verwandelt. (Eis-) Berge und Felsen, durch Grundwasserabsenkung entstandene Löcher und Krater, diese Landschaftselemente bilden die Motive ihrer Bilder. In einigen Landschaftsansichten sind Raketen und Rauchschwaden zu sehen. Auf diese Weise ist der Mensch im Bild präsent, wenn auch indirekt, anhand von Zeichen, die auf seine Existenz deuten. In anderen Werken ist der Mensch als kleine Gestalt in das Bild integriert. Wie aber das Verhältnis des Menschen zur umgebenden Natur ist, bleibt offen: Eine Figur in ihrem Werk ist als „Romantiker“, eine andere als „Überlebende“ tituliert. Sind die Bildwelten eine Anlehnung an die Landschaftsauffassung der Romantik, ermöglichen sie eine vergleichbare spirituelle Naturerfahrung? Oder ist eine Umkehrung der romantischen Naturerfahrung eingefangen: Begreift sich der Mensch als Teil einer (von ihm selbst) zerstörten Natur? Durch die Maskerade von Figuren findet eine Verfremdung statt. Titel wie „Frösteln“ oder „Das Zurückgelassene“ wirken beunruhigend, die Landschaft erscheint im Kontrast dazu schön, poetisch und auch geheimnisvoll.

Mit dem Medium der Fotografie hat sich Mona Pourebrahim ebenfalls beschäftigt. Für ihre „Studiofotografien“ baut sie Bühnen, die sie teilweise bemalt. Im Entstehungsprozess des Bildes experimentiert sie mit Filmprojektionen, der Einbindung von Monitoren, dem Lichteinfall und der Position von Gegenständen im Raum. Nach der Aufnahme mit einer Sofortbildkamera oder einer analogen Kamera mit Film wird das fotografische Bild nicht weiterbearbeitet.
In der Thematisierung des menschlichen Verhältnisses zur Natur greift Mona Pourebrahim ein aktuell relevantes Thema auf. In Malerei und Fotografie erfindet sie eigene Bildbühnen, die in ihrer Ambivalenz den Betrachter zur Reflexion herausfordern. Damit erhält Mona Pourebrahim den Robert-Sterl-Preis 2020, den die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden zum 24. Mal verleihen, um herausragende Meisterschülerinnen und Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste in Dresden zu würdigen.

Biografie

1985 geboren in Teheran, Iran
2004-2009 Studium an der Universität der Künste Teheran, Iran, Bachelor
2011-2015 Studium der Freien Kunst bei Prof. Cornelius Völker an der Kunstakademie Münster
2015-2018 Studium der Bildenden Künste bei Prof. Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Diplom
seit 2018 Meisterschülerin von Prof. Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, lebt und arbeitet in Berlin und Dresden

Der Robert-Sterl-Preis wird am Sonntag, 20. September um 15 Uhr offiziell vergeben und mit einer Ausstellung der Preisträgerin im Robert-Sterl-Haus gefeiert.

>> Gelassenheit
>>> Ausstellung Robert-Sterl-Haus Naundorf: 20. September – 31. Oktober 2020
>>> Ausstellungseröffnung: Sonntag, 20. September, 15 Uhr

Pressebilder zum Download © Mona Pourebrahim
https://we.tl/t-kYdkqrANqI
Ewiger November, 2020, Öl auf Leinwand, 63 x 50 cm
Kasselerbraun, 2020, Öl auf Leinwand, 63 x 50 cm
Eisberg, 2019, Öl auf Leinwand, 50 x 37 cm

 

ROBERT-STERL-HAUS, Robert-Sterl-Str. 30
01796 Struppen / Ortsteil Naundorf (Sächsische Schweiz)
Tel: 03 50 20 / 70 216, E-Mail: kontakt@robert-sterl-haus.de
Homepage des Museums: www.robert-sterl-haus.de
Homepage der Künstlerin: www.monapourebrahim.com

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