05. Dezember 2021 – 30. Januar 2022

Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern & Kunsthalle im E-Werk, Schwerin


Erkenntnisgewinn und Lustgewinn – das verspricht die neue Ausstellung im Kunstverein Schwerin, die am Samstag, 4. Dezember 2021 eröffnet wird. Dass es manchmal gut ist, von Außen auf die eigenen Bahnen zu schauen, in denen man sich befindet, das zeigen Gemälde und Objekte von drei jungen Künstlerinnen auf spielerisch-humorvolle Weise.

Die Skulptur „Verkehrspolizist“ bewegt sich steif, in einer eingefahrenen Choreografie roboterisierter Abläufe. An anderer Stelle stehen gesichtslose Figuren in Reih und Glied, sich blindlings folgend – „Follower“ nennt Okka-Esther Hungerbühler ihre Skulpturen, in Anlehnung an Anhänger in sogenannten sozialen Netzwerken.

Die Gruppenschau kreist um den Menschen, der auf Autopilot durchs Leben gleitet; in immer wiederkehrenden automatisierten Abläufen und Denkmustern verhaftet ist. In bunten, freudigen Farben malt Hungerbühler den Menschen. Mal schlafend –  im Rückzug behaglicher Passivität: in einer innig-chillenden Verschmelzung mit dem Sessel.

Penisschutzhüllen und Fashionartikel kombiniert Daphe Ahlers zu anämischen Wesen, woanders bevölkern leere Kleiderhüllen kulissenartige Bildwelten.
Konsumkritisch erscheint der Mensch reduziert auf Äußerlichkeiten, mit antrainierten Verhaltensweisen und inszenierten Selbstdarstellungen auf der Bühne der Alltagsperformance.

Wer bin ich – wirklich? Wage ich den Blick in den „True Mirror“ und den Dialog mit mir selbst? Oder bleibe ich doch lieber Haften an den verlockend schimmernden Oberflächen der Dinge und den Scheinrealiäten der virtuellen Welt.

Die Gruppenausstellung greift den Diskurs um den Begriff des „non-player character“ auf, der ursprünglich der Welt der Computerspiele entlehnt ist und Figuren bezeichnet, die nicht unmittelbar dem Willen und den Aktionen eines Spielers folgen, sondern durch Algorithmen des Computers gesteuert werden. Diese Nicht-Spieler-Charaktere agieren schematisch, sie laufen in Schleife, nach vorprogrammierten Handlungsanweisungen.

Übertragen auf das „Real Life“ ergeben sich Verbindungen zu psychologisch-philosophischen Fragen, die ein Desinteresse am Selbst als Kern mechanisch-beiläufigen Handelns, Denkens und Fühlens offenbaren. „Ist es möglich, kein Zombie zu sein“, einen eigenen Willen zu haben (P. D. Ouspensky)?

Bildnachweis: Kamilla Bischof, Jupiter


Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern
Kunsthalle im E-Werk
Spieltordamm 5
D-19055 Schwerin
Tel.: +49(0)385 5213166
www.kunstverein-schwerin.de

Öffnungszeiten: Di-So 15-18 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung

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