Doppeleröffnung am Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK)

Im Brandenburgischen Landemuseum für moderne Kunst (BLMK) werden am 13.9.2020 um 11 Uhr im Dieselkraftwerk in Cottbus die beiden Ausstellungen

„Der gesetzlose Irrenhausschuppen. Künstlerinnen und Künstler Brandenburger Kliniken in der Sammlung Prinzhorn“ und „Liebe, Hass und Einsamkeit. Emotionen in der Kunst“ eröffnet.

 

Der gesetzlose Irrenhausschuppen
Künstlerinnen und Künstler Brandenburger Kliniken in der Sammlung Prinzhorn

13.9. – 22.11.20

Ausstellungseröffnung
Freitag, 13.9.20
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

Dieselkraftwerk
Uferstraße/Am Amtsteich 15
03046 Cottbus                                                     

Marie Anna Beer, Fall 411 (weiblich), Paul Flegel, Paul Goesch, Heinrich Hermann Mebes, Clemens von Oertzen

Die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg zählt heute weltweit zu den bedeutendsten Kollektionen mit Werken der Outsider Art. Ihr Kernbestand geht auf die Sammeltätigkeit des Kunsthistorikers und Psychiaters Hans Prinzhorn zurück. Im Jahr 1919 startete dieser eine Anfrage an psychiatrische Kliniken, Anstalten und Sanatorien im deutschsprachigen Raum mit der Bitte Kunstwerke, die von Patienten geschaffen wurden, an die Heidelberger Universitätsklinik zu senden. Innerhalb von zwei Jahren trafen dort knapp 5.000 Arbeiten ein. Prinzhorn sichtete und ordnete das Material und gab sein Buch „Bildnerei der Geisteskranken“ heraus. Diese Publikation nahm enormen Einfluss auf die Kunst im 20. Jahrhundert. Zahlreiche Künstler*innen, wie etwa Paul Klee, Adolf Hölzel und die Surrealisten in Paris ließen sich davon inspirieren.

Die Cottbuser Ausstellung im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst zeigt Werke von Künstler*innen, die in Brandenburger Kliniken hospitalisiert waren. Die „Landes-Irren-Anstalt“ in Eberswalde (heute: Martin-Gropius-Krankenhaus) hatte umfangreiches Material nach Heidelberg gesandt. Vor allem die Arbeiten des Uhrmachermeisters Heinrich Herrmann Mebes faszinieren durch ihre surreal anmutenden phantasievollen Bildfindungen. Aus der Nähe von Spremberg stammte Clemens von Oertzen, der in der Klinik von Sorau (Zary) untergebracht war. Der Künstler beginnt erst in der Klinik zu zeichnen. Es entstanden expressive, ausdruckstarke Bilder, in denen von Oertzen frei mit Linien, Formen und Farben umgeht.

100 Jahre nachdem die Werke aus den Brandenburger Kliniken (in den überwiegenden Fällen sicherlich ohne die Zustimmung ihrer Urheber) nach Heidelberg gesandt wurden, kehren sie nun wieder nach Brandenburg zurück. Die Ausstellung im BLMK dokumentiert das große kreative Potenzial, das in diesen Bildern steckt. Sie wurden unter besonderen Entstehungsbedingungen geschaffen und berühren noch heute durch ihre existenzielle Tiefe und Intensität.

Bildnachweis: Heinrich Hermann Mebes: Die gesetzlos richtende Irrensünde, vor 1919, Gouache auf Papier, Copyright: Sammlung Prinzhorn Heidelberg

 

Liebe, Hass und
Einsamkeit
Emotionen in der Kunst

13.9. – 22.11.20

Ausstellungseröffnung
Freitag, 13.9.20
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst

Dieselkraftwerk
Uferstraße/Am Amtsteich 15
03046 Cottbus                                                     

Sibylle Bergemann, Rolf Biebl, Norbert Bisky, Irene Bösch, Christian Borchert, Fritz Cremer, Steffen Fischer, Lutz Friedel, Hubertus Giebe, Hans Hendrik Grimmling, Angela Hampel, Sabine Herrmann, Claus Hänsel, Joachim Jansong, Jörg Jantke, Klaus Killisch, Thomas Kläber, Siegfried Klotz, Gregor-Torsten Kožik, Andreas Küchler, Paul Kuhfuß, Claudia Kutžera, Wilhelm Lachnit, Maik Lagogzki, Ute Mahler, Werner Mahler, Eva Mahn, Richard Mansfeld, Sven Marquardt, Harald Metzkes, Michael Morgner, Wolfgang Peuker, Alfred Richter, Evelyn Richter, Elke Riemer, Hans Scheib, Peter Schnürpel, Rolf Schubert, Harald K. Schulze, Gudrun Trendafilov, Hans Vent, Claus Weidensdorfer, Trak Wendisch, Ana Zibelnik, Dieter Zimmermann

Die menschliche Existenz ist geprägt durch die beiden Pole Vernunft und Gefühl. Emotionen bestimmen unser Leben von den ersten Kindertagen an und sind Triebfedern unserer Handlungen. Daher verwundert es nicht, dass sie
ein zentrales Thema innerhalb der Künste darstellen. Unzählige Romane, Theaterstücke und Gedichte widmen sich emotionalen Ausnahmezuständen im Medium der Sprache und die Kunstform der Oper scheint nur dafür entwickelt worden zu sein, überbordende Affekte musikalisch zum Ausdruck zu bringen. In der Bildenden Kunst entfalten diese Themen durch die gattungsimmanenten Mittel Linie, Form und Farbe ihre unmittelbare, ganz spezifische Wirkung über die visuelle Wahrnehmung.

Während in München eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne unter dem Titel „FEELINGS. Kunst und Emotion“ auf den emotionalen Effekt setzt, den Kunst ganz unmittelbar in uns auslöst, geht die Cottbuser Schau etwas andere Wege. Die Ausstellung widmet sich in vier Kapiteln der Repräsentation großer Gefühle in den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie. Gegenübergestellt werden bildliche Umsetzungen der Themen Liebe und Hass, Freude und Trauer.

Die Bestände des BLMK in Frankfurt (Oder) und Cottbus bilden dabei die Grundlage für die Auswahl der Werke. Insbesondere in der ostdeutschen Kunst der 1980er-Jahre spielten existenzielle Themen eine herausgehobene Rolle. Scheinbar jenseits des Politischen loteten die Künstler*innen grundlegende Affekte in expressiven Bildschöpfungen aus. Im Kontrast zum staatlich verordneten, positiven und optimistischen Menschenbild des sozialistischen Realismus werden Menschen in aller ihrer Verletzlichkeit sensibel dargestellt. Zum einen ist es eine stille Melancholie, die in den Werken zum Ausdruck gebracht wird, zum anderen angestaute Wut und Aggression. Aber nicht nur diese eher negativ konnotierten Gefühle, sondern Emotionen wie Freude und Ausgelassenheit als Ausnahmezustände, wie etwa in den karnevalesken Szenen von Dieter Zimmermann, spielen in der Schau eine Rolle. Die Figur des Narren und das Motiv der Maskierung sind in diesem Kontext zu nennen. Durch sie kommt es zu einer Hinterfragung gesellschaftlicher Verhältnisse mit Mitteln des Grotesken.

Doppeleröffnung am Sonntag, 13.9.20

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst | Dieselkraftwerk |
Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus

Ab 11 Uhr freier Zutritt in die Ausstellung

11:30 Uhr Begrüßung und Einführung

Ulrike Kremeier Direktorin BLMK

Ulrich Röthke Kustos für Malerei, Grafik und Skulptur, BLMK Cottbus

Musik: Beate Schander – Klavier

 

Hinweis zu Bildrechten

Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst stellt die Abbildungen zur Veröffentlichung im üblichen Rahmen der aktuellen Berichterstattung zur Verfügung.

Die Bildcredits und Copyright-Hinweise müssen angegeben werden. Das Brandenburgische Landesmuseum übernimmt keine weitere Verantwortung bei der Verwendung durch Dritte.

Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst wird als Teil der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus und Frankfurt (Oder)

durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie die Städte Cottbus und Frankfurt (Oder) gefördert.

 

Jenny Janka
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK)
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