Ausstellung zur Kölner Nachkriegszeit mit beeindruckendem Stadtmodell

Sonderausstellung
7. November 2020 bis 14. Februar 2021, verlängert bis 27. Juni 2021

Ein zerstörerischer Krieg und eine traumatisierte Stadt

Mit dem Einmarsch der US-Truppen in das linksrheinische Köln endet am 6. März 1945 für die dort lebenden Menschen der Zweite Weltkrieg. Nach zwölf Jahren Nationalsozialismus und fast sechs Jahren Krieg gleicht Köln einer Geisterstadt: Die Altstadt ist zerstört, kaum ein Gebäude mehr oberirdisch bewohnbar. Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal, die Strom-, Wasser- und Gasversorgung funktionieren nicht mehr. Hunger, Not, Erschöpfung und Orientierungslosigkeit prägen den Alltag der wenigen noch in Köln verbliebenen Menschen – aber auch Hoffnung und Erleichterung über das Ende der Bombenangriffe.
Unter alliierter Aufsicht beginnen der Wiederaufbau der Stadt und die Neuorganisation von Politik und Verwaltung, auch mit Beteiligung der alten NS-Elite. Eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der individuellen Mitschuld an den NS-Verbrechen bleibt meist aus.

Einblick in den Alltag in Trümmern

Die Ausstellung hält auf facettenreiche Weise die unmittelbare Nachkriegszeit in Köln von 1945 bis 1948 fest. Das fünf mal fünf Meter große Modell der Stadt im Frühjahr 1945 vermittelt anschaulich das Ausmaß der Bombenschäden. Es wurde in wochenlanger Detailarbeit für den preisgekrönten schwedischen Spielfilm „Über die Unendlichkeit“ (2019) von Roy Andersson erschaffen – als Requisite für die Schlüsselszene: dem Flug eines engumschlungenen Liebespaars über dem zerstörten Köln. Grundlage für das im Maßstab 1 zu 200 angelegte Modell waren zeitgenössische Luftaufnahmen der Alliierten.
Historische Fotos, Filme und Originalobjekte lassen den Alltag der Menschen in dieser zerstörten Stadt lebendig werden. Sie erzählen vom täglichen Kampf ums Überleben, von Hungerdemonstrationen und CARE-Paketen, von Trümmerbeseitigung und Wohnungsnot, vom kulturellen Neustart – und vom Verdrängen und Verschweigen.
Eine Installation aus Bildern, Zitaten und atmosphärischem Sound stellt das Schicksal Kölns in den Kontext der globalen Zerstörungen durch den vom NS-Regime entfesselten Krieg. Mit einer Dokumentation der noch immer vorhandenen baulichen „Kriegsnarben“ in der Stadt sowie der im Stadtraum sichtbaren Mahnmale schlägt die Ausstellung zudem den Bogen in die Gegenwart.
„Dieser wichtige Rückblick anlässlich der 75. Wiederkehr des Kriegsendes regt zum Nachdenken, zur Reflexion und Diskussion an“, so die Dezernentin für Kunst und Kultur, Susanne Laugwitz-Aulbach. „Hass und Krieg ziehen überall auf der Welt furchtbare Konsequenzen nach sich. Die Geschehnisse von damals sollten wir – gerade in unserer heutigen Zeit – nie vergessen“.

Veranstaltungsprogramm und Begleitband

Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung. Zu den Highlights zählen zwei Filmabende mit historischen Aufnahmen von 1945 bis 1948, eine Führung mit Prof. Dr. Jost Dülffer (Universität zu Köln), ein Literaturabend in Kooperation mit der Stadtbibliothek Köln, eine Zeitzeugenführung mit Sänger Ludwig Sebus (6. Januar 2021, 17 Uhr, Sonderveranstaltung, nicht im Flyer) und eine gemeinsame Führung mit dem Forum für Willkommenskultur zum Thema „Flucht- und Kriegserfahrungen damals und heute“. Die Veranstaltungen finden aufgrund der Corona-Pandemie nur mit begrenzten Teilnehmerzahl statt (Anmeldung erforderlich).
Zur Ausstellung ist zudem eine reich bebilderte Publikation erschienen, die für 14 Euro im Museumshop erhältlich ist (Yvonne Katzy, „KÖLN 1945. Alltag in Trümmern“, Köln 2020 (125 Seiten).

Sponsoren

Ausstellung und Begleitprogramm werden unterstützt von Roy Andersson, seinem Produktionshaus Studio 24, den Freunden des Kölnischen Stadtmuseums e. V., Köln im Film e.V., der Stadtbibliothek Köln, Hermann Rheindorf, dem Kölner Flüchtlingsrats e.V. und der Kölner Freiwilligen Agentur e. V. (= Forum für Willkommenskultur), der Privatbrauerei Gaffel und WDR 3.

Bildnachweis: Ansicht der zerstörten Hohenzollernbrücke und der Altstadtruinen, 1945 (Kölnisches Stadtmuseum, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln)


Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1–3
50667 Köln
Kasse: 0221/221-22398
Nur montags: 0221/221-25789
Fax: 0221/221-24154
E-Mail: ksm@museenkoeln.de

https://www.koelnisches-stadtmuseum.de

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