26. Juni – 09. Oktober 2022

Museum Lothar Fischer


2021 wurde die norwegisch-deutsche Künstlerin Verena Issel (*1982) mit dem dotierten Förderpreis
ausgezeichnet, der alle zwei Jahre von der Lothar & Christel Fischer Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt i.d.OPf. vergeben wird und jeweils mit einer Ausstellung im Folgejahr verbunden ist.

In ihren meist begehbaren Rauminstallationen zeigt Verena Issel rätselhafte, verspielte oder humorvoll anmutende Szenarien, hinter denen der ernsthafte gesellschaftskritische Ansatz nicht auf den ersten Blick sichtbar wird. Die ineinandergreifenden Bilder und Objekte leben von der Vielfalt der Einzelteile und vermitteln den Eindruck, als würden sie miteinander kommunizieren. In ihrer Neumarkter Rauminstallation everyday objects (female eco system) platziert sie an den Wänden große Stillleben auf schwarzem Kartongrund.

Ergänzt wird die Komposition durch frei stehende Objekte und durch farbige schablonenhafte Elemente, die in den schwarzen Filzboden eingelassen sind. Meist erkennt man Haushaltsutensilien oder andere Gebrauchsgegenstände, die weiblich konnotiert sind. Die Dinge werden eher heiter in Szene gesetzt, doch wird durch ihre Funktion und den Kontext, in den sie gerückt werden, die weibliche Lebenswelt hinterfragt. Thematisch befasst sich die Künstlerin mit dem Alltag der Frau, wie er ihr gerade in Deutschland noch immer ganz selbstverständlich zugeschrieben oder zugeschoben wird. „Häufig unbezahlte oder unterbezahlte, in die häusliche, vermeintlich private Sphäre bugsierte Tätigkeiten werden hier gezeigt. Care-Arbeit, wie Kinderbetreuung und Altenpflege, Kochen, Hygiene- und Sexarbeit werden in vermeintlich fröhlichen bunten Stillleben sichtbar.“ Formal geht es in Verena Issels Installation aber auch um das Wechselspiel von Zwei- und Dreidimensionalität. Für ihr vielgestaltiges Schaffen verwendet die Künstlerin bevorzugt Werkstoffe wie Styropor, Textilien, Gummi, Plastik oder Filz, aber auch Fundstücke, die in das Raumgeschehen integriert werden. Ein Beispiel dafür ist ihre Dschungeldarstellung
Traurige Tropen mit den schiefen Palmen, die bewusst auf den Plastikkonsum und den Raubbau an der Natur anspielt.

Als Ergänzung zu der Installation im Erdgeschoss werden im Obergeschoss Radierungen, Holzdrucke, Collagen und Filzarbeiten präsentiert, die größtenteils während Verena Issels Griffelkunst-Stipendium 2021 in Hamburg entstanden sind.

Von 2002 bis 2011 absolvierte Verena Issel ein Doppelstudium: Sie studierte an der Hochschule für bildende Kunst Hamburg bei Franz Erhard Walther und Pia Stadtbäumer freie Kunst und zeitgleich klassische Philologie an der Universität Hamburg. Zahlreiche Reisestipendien und Auszeichnungen führten sie unter anderem nach Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen, Papua-Neuguinea, China und Russland.
Die vielfältigen Reiseeindrücke und Begegnungen setzt sie in ihren Arbeiten, die oftmals eine dezidiert politische Aussage transportieren, künstlerisch um. Verena Issel, die heute in Berlin und Hamburg lebt und arbeitet, ist sicherlich auch im internationalen Kontext eine der interessantesten Objekt- und Installationskünstlerinnen ihrer Generation.

www.verenaissel.com

Bildnachweis: everyday objects (female eco system), 2022 Lack und Acryl mit Chenilledraht auf Karton, 70 x 50 cm


Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
D-92318 Neumarkt i.d.OPf.
E info@museum-lothar-fischer.de
T  +49(0)9181 510348

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