Denise Winter
Atrium. Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen
2013 Buchevollholzplatten furniert mit Rohspanplatten, 375 cm x 250 cm
Kunst am Bau im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Berlin
Eine Fläche aus Buchevollholz ist über die horizontale Mitte von vier Rohspanplatten frei gefräst. Die Farben und geradlinigen Formen der gefrästen Platten erinnern an den Blick auf ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet, auf brachliegende Äcker und Felder, die auf ihre Grundformen reduziert wurden. Die Vorlage der Komposition von Atrium wählte Denise Winter jedoch anhand einer Fotografie, die im Atrium des Neubaus des Ministeriums entstand und derart transformiert wurde, dass ein Bezug zwischen der architektonischen Umgebung des Werkes und dem Eindruck einer Naturlandschaft geschaffen wird. Wie durch ein Fenster blickt man auf eine freie Fläche, die eigentlich ein Architekturausschnitt ist.
Die Fokussierung, Isolierung und Transformation architektonischer Formen ist eine Arbeitsweise der Künstlerin, die sich in Form von Projektionen, Papierarbeiten, Fotografien, Installationen und Skulpturen zeigt. Im Fall von Atrium wurde das Material Rohspan verwendet, das aus der Wiederverwertung von Restholz gewonnen wird. Das als minderwertig angesehene Material wird gewöhnlich mit Vollholz furniert um es aufzuwerten. Wie der „Wolf im Schafspelz“ ist also das Material Rohspan verdeckt. Bei Atrium ist diese Furnierung umgekehrt, denn zwischen zwei Rohspanplatten befindet sich die Vollholzplatte aus Buchenholz. Sie ist im Zentrum frei gefräst, wodurch die innere Struktur des Werkes sichtbar wird. Besonders die drei vertikalen Schnittkanten ordnen das Werk, da sie die gesamte Platte bis zur untersten Schicht durchschneiden. Aus der Nähe betrachtet sind die Schichten der Platten und die Laufrichtung der Fräse zu erkennen, womit das Werk auf seinen Ursprung, die Materialität und den Herstellungsprozess verweist. Das Innere ist nach außen gekehrt. Indem auf diese Weise die Aufdeckung und Aufklärung von etwas Verstecktem thematisiert wird, zeigt sich der Bezug zum Titel der Arbeit. Das Kunstwerk erzeugt daher durch seine reduzierte Materialwahl und Formsprache Verbindungen, die auf die Fotografie, Landwirtschaft, Natur, das Gebäude und die Aufgabe des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verweisen.