9. Februar bis 1. März 2024

Haus am Lützowplatz, Berlin


Eröffnung: 9. Februar um 19 Uhr

Eine Ausstellung aus Anlass des Neubauvorhabens und des 60-jährigen Jubiläums des Vereins Haus am Lützowplatz. Kuratiert von Asja Wolf.

Architektur bedingt unser Leben. Sie bietet Schutz, schafft Identität und beeinflusst die Wahrnehmung. Dem Miteinander ist sie eine Bühne und dem Einzelnen ein Maßstab zur Reflexion über das Selbst. Alles in ihr Geschehene hält sie unsichtbar fest. Sie speichert das Gute und das Unfassbare gleichermaßen.

Wenn Architektur zum Kunstraum wird, beginnt ein vielschichtiges Wechselspiel. Durch das Nachdenken über die Welt hervorgebrachte Werke begegnen individuellen Vorstellungen von funktionaler Proportion, Materialität und Gestaltung. Wird historische Architektur zum Kunstraum, lassen sich die Inhalte darin gezeigter Werke kaum von der Geschichte und der Erzählung ihrer Umgebung trennen. Die Architektur gewinnt über ihre raumgebende Funktion hinaus an Bedeutung.

Ab 2024 realisiert der Verein Haus am Lützowplatz (HaL) einen Neubau, der das historische Ausstellungshaus um eine architektonische Juxtaposition erweitert und eine städtebauliche Planung der Internationalen Bauausstellung Berlin 1987 vervollständigt. Nach einem Entwurf des Berliner Architekten Edgar Döwe entsteht hinter dem Garten des HaL ein Punkthaus, das neben seiner Bestimmung als Wohnraum für Künstler*innen und der Gewinnung neuer Ausstellungsflächen auch eine lange vernachlässigte stadträumliche Situation heilt. Die aus diesem Anlass konzipierte Ausstellung „Architecture & Morality“ stellt das Neubauprojekt vor und wirft gleichzeitig einen Blick zurück auf die Anfänge der Institution.

Das Begriffspaar „Architecture“ und „Morality“ beschreibt den Spannungsbogen, in dem die gezeigten Pläne, Dokumente und Interventionen zum historischen Fundament und der architektonischen Perspektive des HaL stehen. 1977 erschien das Buch „Morality and Architecture“ des englischen Architekturtheoretikers David Watkin, der sich damit in die seinerzeit auch in Deutschland leidenschaftlich geführte Diskussion über die städtebauliche und soziale Bedeutung historistischer Architektur einbrachte. Wenig später griff die englische New-Wave-Band „Orchestral Manoeuvres in the Dark” (OMD) diesen Titel mit ihrem vielbeachteten Album „Architecture & Morality“ (1981) auf. Die Bandmitglieder spielen damit auf die architektonisch empfundenen Klangbilder ihrer neuartigen elektronischen Instrumente an, in Kohärenz zu dem, was sie als „Moral“ begreifen: das Organische, das Menschliche und das Emotionale.

Der Ausstellungstitel ist eine Reminiszenz an diesen Diskurs über die Erscheinungsformen von Architektur und die ihr eingeschriebene moralische Dimension. Ausgehend von einer Arbeit der israelischen Künstlerin Ariane Littman, die dem Unfassbaren der Vergangenheit des Hauses am Lützowplatz gewidmet ist, skizziert „Architecture & Morality“ die Geschichte des 1873 im Stil einer neoklassizistischen Stadtvilla erbauten Wohnhauses Lützowplatz 9, das durch nationalsozialistisches Unrecht 1940 erstmals zum Ausstellungshaus wurde. 

Ab 1959 setzte sich ein Kreis um den SPD-Politiker und damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Willy Brandt dafür ein, das Haus in neuer Eigentümerschaft zu einem Ort jüngster freiheitlich orientierter Kunst zu entwickeln. Dieser Anspruch wird das HaL auch in Zukunft prägen.

Bildnachweis: Veltener Hartbrandziegel, gelber Handstrich, 25/12/6,5, Ton, um 1900. Musterstein.


Haus am Lützowplatz

Fördererkreis Kulturzentrum Berlin e.V.
Lützowplatz 9
10785 Berlin
www.hal-berlin.de

Tel. +49 30 – 261 38 05
office@hal-berlin.de

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