AXEL ANKLAM | JOHANNA K BECKER | SABINE BEYERLE | PETER BRAUNHOLZ | MARION EICHMANN | ANJA JENSEN | CHRISTOFER KOCHS | KLAUS LOMNITZER | ROLAND SCHMITZ |KINKI TEXAS |MARTIN WEHMER

AUSSTELLUNGSDAUER: 19.03.2021 – 10.04.2021

Frei nach Barnett Newman thematisiert die neue Ausstellung „Who’s afraid of orange, pink & blue?“ das Thema Farbe und zeigt eine Bandbreite von Arbeiten ausgewählter Künstler*innen der GALERIE ANJA KNOESS.

Wie SABINE BEYERLE das Altrosa des Hauseingangs in Solokaki, einem Stadtteil von Tiflis, in malerischen Lasuren und Farbflecken zeigt und mit dem zarten Grün und Gelbgrün des gegenüberliegenden Hauses in harmonischen Komplementärkontrast setzt, zeigt die Sensibilität, mit der die Malerin mit Farbe umzugehen vermag. Das Gemälde SOLOKAKI, 2020, Öl auf Leinwand, 150 x 120 cm malte sie nach ihrer fast einjährigen Weltreise. Es zeigt ein schmiedeeisernes Tor und wie die strahlende Sonne das Ornament des verschnörkelten Gitters nachzeichnet: Ein sonniger Tag in einer südlichen Stadt, eine stille Nebenstraße und das malerische Spiel von Licht und Schatten… Sabine Beyerle vermag die Atmosphäre und Magie eines Ortes mit ihrer Malerei fühl- und erlebbar zu machen.

Eine junge Frau im Hinterhof einer asiatischen Metropole, völlig vertieft in ihr Mobilphone. Die Strukturen der Großstadt kontrastieren effektvoll mit dem dörflichen Ambiente und einer eher traditionellen Bebauung. Der Zeitpunkt der Entstehung des Fotos KAIKO, 2007, C-Print, Diasec, 171 x 140 cm oder 110 x 90 cm, Ed. 5 ist die „Blaue Stunde“, der Moment zwischen Tag und Dämmerung. Diesen wählt Anja Jensen stets für ihre inszenierten Fotografien, da in dieser kurzen Zeitspanne Farben und Stimmungen besonders intensiv und geheimnisvoll erscheinen.
Die Fotografin ANJA JENSEN, ursprünglich Malerin, überarbeitet dann jede ihrer komplex inszenierten Fotografien en détail. Sie korrigiert in aufwendigen Arbeitsschritten Farbe um Farbe, bis auch hier ein meist aus Komplementärkontrasten erzeugter Farbraum entsteht.

Weniger Geheimnis, als die Kraft der reinen Farben, wie das Gelb der Sonne, die es braucht, dass man die ORANGE PANTS trägt, hat MARTIN WEHMER mit kraftvollem Gestus und großzügigem Strich auf die Leinwand gebracht:
ORANGE PANTS, 2016, Öl auf Leinwand, 90 x 120 cm
Die Banalität des Motivs und dessen Reduktion, der sehr pastose, fast reliefhafte Auftrag der Farbe und des knallgelben Hintergrunds, zeigen eine Malerei, die die gestische Abstraktion des Abgebildeten intendiert. Martin Wehmer verwendet reine Farben und setzt sie breitflächig und akzentuiert ein. Er arbeitet mit Pinsel, Spachtel und setzt die Farbe direkt aus der Tube auf die Leinwand. Dabei formt er das Abzubildende aus Farbschichten, trägt die Ölfarbe auf und wieder ab. Der Malvorgang ist stets deutlich sichtbar und nachvollziehbar.

Das Detail von MARION EICHMANNs Stillleben OBST UND GEMÜSE I, 2017, Grafitstift, Papier, 70 x 100 cm zeigt ebenfalls, wie reinfarbige Kartons das Motiv, hier Früchte und einzelnen Details von Obst und Gemüse, bilden. Weißes Papier als Lineatur geschnitten bildet den Umriss, einer gezeichneten Linie ähnlich.
Die Dinge des Alltags werden von Marion Eichmann in der für sie typischen Technik des Papierschnitts zu dreidimensionalen Collagen, Objekten bis hin zu komplexen Rauminstallationen verklebt. Deren intensive Farbigkeit beruht auf den hochwertigen Kartons, die die Künstlerin akkurat und doch frei geschnitten und mit feinem Gespür für die reinen ungebrochenen Farben einsetzt.

Ebenfalls über den Papierschnitt entwickelt ROLAND SCHMITZ seine verschlungenen und amorphen Objekte. Die Linie ist der Ausgangspunkt für filigrane Gebilde, wie FLOURESCENTRIC VISION, 2016, Kupfer, pulverbeschichtet, 35,5 x 35 x 27 cm, Ed. 3, die er aus der zweidimensionalen Fläche in die Dreidimensionalität führt. Dabei lässt er sich von seiner künstlerischen Intuition und Erfahrung leiten und zielt mit einer von Zufall und Experiment gesteuerten Arbeitsweise auf eine Formfindung, die möglicherweise außerhalb der anfänglichen Vorstellungskraft liegt. Der Bildhauer setzt sie dann in Materialien wie Stahl, Kupfer, Messing oder Bronze und unterschiedlichen Patinierungen, Farbvariationen starker Farben bis hin zu Neon um. Die Objekte von Roland Schmitz bestechen durch ihre Vielansichtigkeit und Komplexität und erscheinen dabei fragil und leicht. Sie erinnern an Insektenflügel, Blüten und organische Formen genauso wie an Lichtspuren und physikalische Experimente.

Einen verspäteten Ostergruß trommelt KINKI TEXAS hier nur vermeintlich… Es geht, wie immer im Werk des Künstlers, um historische Begebenheiten und Fakten, wie bei dem Bild, ALAMO, 2007, Mischtechnik auf Leinwand, 205 x 168 cm.
Es ist die Befreiung des Fort ALAMO in Texas, das der Künstler in seiner unnachahmlichen Weise inszeniert. Seine schräge Personnage lässt Kinki Texas häufig auf einen mit Pastellfarben und vielen Schichten aufgebauten Bildgrund agieren. Auf zarten Farben, den martialischen Habitus der dargestellten Personen und Tiere kontrastierend, malt er diese meist mit kräftigen Kontrasten in Rot- und Schwarztönen.

Eigentlich lassen sich alle Farben in den Titanreliefs wie SCHNEELAND (Detail), 2019, mittleres Diptychon, Edelstahl, titanbeschichtet, 94 x 200 x 3 cm von AXEL ANKLAM wieder finden, denn die hochglänzende Oberfläche gibt den Raum wieder, in dem es sich befindet. Das Relief zeigt die Wegstrecke einer Wanderung des Künstlers im Gebirge. Er übersetzt in ihm Gipfel und Täler als Linien und Biegung. Axel Anklams Relief ist zugleich Spiegelung und räumliche Erfahrung. Es macht Volumen und Fläche erlebbar und verändert sich mit jeder Bewegung und Perspektiv-Wechsel des Betrachters im Raum.

Auch PETER BRAUNHOLZ findet seine Motive unterwegs – auf Reisen in Europa und den USA. ECKE I, 60 x 60 cm, Archivpigmentprint auf Hahnemühle Photo Rag Ultra Smooth, Ed. 13 ist ein Beispiel für eine Momentaufnahme eines Hauses nebst Vorgarten, irgendwo in Deutschland. Dieses weitgehend unbearbeitete Abbild eines unbenannten Ortes, ist ein Motiv, das erst einmal wenig bildwürdig erscheint. Stets arbeitet Peter Braunholz in Serien zu bestimmten Motiven. Dabei erreicht er – trotz oder gerade wegen seiner strengen konzeptionellen Vorgaben und den damit verbundenen „Einschränkungen“, die sich der Fotograf selbst auferlegt

Die atmosphärische Erfassung des abgebildeten Ortes. Eine Stimmung wird fühl- und sichtbar, neben einer auch malerisch-grafischen Wirkung dieser deutschen Ecken. Die Atmosphäre und Stimmung seiner Landschaftsbilder und Natur erschafft KLAUS LOMNITZER häufig über Lichteffekte und Perspektive. Dabei übersetzt er die draußen und unterwegs wahrgenommenen Gegenden und Naturräume im Atelier auch als Farben und Licht. Mit verschiedenen Malmitteln und Techniken erschafft er den Bildgegenstand seiner Tuschzeichnungen und Aquarelle durch vielfachen Lasuren und Überlagerungen der Motive.
Den Maler interessieren neben den Fragestellungen nach der Umsetzung seiner Bildidee auch, Naturphänomene und physikalische Fragestellungen. In O. T. (Therm II), 2015, Acryl, Tusche, Lack, Collage auf Papier, 70 x 100 cm, lässt er rosa Bubbles aus einer, wie von einem Negativfoto übersetzten Graslandschaft aufsteigen.

Bubbles bilden auch die, von JOHANNA K BECKER als Landschaftspräparate bezeichneten, Epoxidharzarbeiten. Die multimedial arbeitende Künstlerin hat hier höchst detailreich kleine Landschaften und Pflanzen geschnitzt und in Epoxidharz gegossen. Sie erinnern an konservierte medizinische Präparate genauso wie an Paperweights oder exemplarische Miniaturlandschaften der asiatischen Kunst. Strahlendes Türkis, Rosa und Orange lassen die Objekte gleichsam wie künstliche Natur zukünftiger oder konservierte Objekte vergangenen Welten erscheinen. Natur und Landschaft wird zu LANDOR, 2017, Polymer, Holz, Glas, Farbe, Figur: Ø ca. 17 cm, H: 22,5 cm.

CHRISTOFER KOCHS setzt in GEFÜHLTE WAHRHEIT, 2019, gefaltete Leinwand, Öl, 60 x 50 cm eine Figur, mehr angedeutet und in Pixelpunkten erfasst, in eine Landschaft, die eher Farbraum als realistisch dargestellter Raum ist. Den kräftigen Farbakzenten der rechten Bildhälfte und ihrem Komplementärkontrast von Lila- und Gelbtönen stellt der Maler und Bildhauer effektvoll die auf der linken Bildhälfte nur schemenhaft erfasste Person entgegen. Diese, wie sinnend innehaltend, scheint der im Titel angegebenen gefühlten Wahrheit nachzuspüren und ist unter diesem Aspekt ein interessante Perspektive auch auf unsere momentane Situation.

Bildnachweis: Anja Jensen, Kaiko, 2007, C-Print, Diasec, 171 x 140 cm, Ed.5


GALERIE ANJA KNOESS
Anja Knoess / Große Brinkgasse 17-19 / 50672 Köln
49 (0)221-270 67 37 / galerieanjaknoess@gmx.de / www.galerieanjaknoess.de
Di n.V., Mi – Fr: 11.00 – 19.00 Uhr / Sa: 11.00 – 16.00 Uhr u. jeweils nach Vereinbarung

(Visited 192 times, 1 visits today)