16.03.2021 bis 25.07.2021

Nach einem Studium der Malerei und Restaurierung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (1972-76) hinterließ der ehemalige Meisterschüler von Wieland Förster ein vier Jahrzehnte umspannendes künstlerisches Lebenswerk. Zu Beginn seines Schaffens widmete er sich der Landschaftsmalerei, experimentierte aber auch kurzzeitig mit phonetischen Objekten. Sein eigentliches Interesse galt jedoch der Darstellung des Menschen. Portraits und Aktbilder – fast lebensgroß und überwiegend weiblich – beweisen die Individualität der Dargestellten. Das gelang Gröszer, weil er nicht nur die oberflächliche Erscheinung wiedergab, sondern das Wesenhafte und das zum Teil Magische einer Persönlichkeit einzufangen suchte.

Gröszer lenkt den Blick in seinem „veristischen Welttheater“ ebenso auf Vertreter von vorrangig großstädtischen Subkulturen wie Goths, Punks und Prostituierte, als auch auf bekannte Persönlichkeiten des öff entlichen Lebens wie professionelle Mannequins, Schauspielerinnen, Schriftsteller und Maler – und immer wieder auch auf Personen aus seinem näheren Umfeld wie dem engeren Freundes- und Familienkreis. In den farbintensiven Darstellungen bedient sich Gröszer Allegorien und Symbolen, die dem Offensichtlichen weitere Erzählebenen hinzufügen und dem der „Kosmos Gröszer“ seine Komplexität verdankt. Erstmalig werden in der Aschaff enburger Präsentation wichtige Triptychen zusammengeführt, darunter auch „Versuchung“, das letzte unvollendet gebliebene dreiteilige Werk.

Der Künstler offenbart und entzieht uns gleichzeitig das „Mysterium Mensch“. Die offensichtliche Nacktheit in den Aktdarstellungen findet sich oftmals konterkariert durch das Hinzufügen von Masken, Schleiern und einem „Zuviel“ an Schminke. Besonders spannend sind in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen Selbstbildnisse, in denen er sich inszeniert. Das geht so weit, dass Gröszer in seinen vielfi gurigen Werken nicht selten Teil seines persönlichen Welttheaters wird.

Gröszer weiß sich eingebunden in eine lange kunsthistorische Tradition und so zitiert er in altmeisterlicher Lasurtechnik große Meister der Renaissance-Malerei, wie Grünewald und Cranach, sowie einige der bekanntesten Künstler des expressiven Realismus, wie Beckmann und Dix. In höchster malerischer Qualität durchziehen diese Zitate das Œuvre des Berliners – und bleiben doch immer unverkennbar und eigenständig ein „Gröszer“. Gröszer verschiebt gewohnte Sinnzusammenhänge: Das Profane wird zum Sakralen, das Sakrale zum Profanen, wie in dem „Dresdner Altar“, wo neben der Kreuzigungsszene weibliche Akte dargestellt sind, die sich der christlichen Ikonographie entziehen. Ironisch überhöht zeigt er zudem u. a. auch in den Triptychen wie „Big Paradise II“ den postmodernen Großstadtmenschen.

Neben der Malerei entstand ein umfangreiches zeichnerisches und graphisches Werk. Seit Anfang der 90er Jahre widmete sich Gröszer der Bildhauerei mit direktem Bezug auf einige seiner malerischen Hauptwerke.

Bildnachweis: Clemens Gröszer: Die Schauspielerin Sandra Huimann, 2013/14 (Ausschnitt), Mischtechnik auf Leinwand,220 x 80 cm, Privatbesitz Berlin, © VG Bild Kunst, Bonn 2021, Foto: Frank Höhler


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