17. November 2023 bis 24. März 2024

Museum Rietberg, Zürich


Die indische Malerei

Malerei und Literatur stehen in Südasien seit jeher in einem engen Zusammenhang. Über die Jahrhunderte hinweg schufen die Maler unzählige Bilder und umfangreiche Bildserien, die auf der reichen regionalen Literaturtradition basieren. Mit grosser Liebe zum Detail illustrierten die Maler die berühmten Gedichte und Erzählungen. Sie verwendeten dazu feinste Pinsel aus Eichhörnchenhaaren und leuchtende Farben aus edlen Materialien wie Malachit und Lapislazuli. Durch ein Polieren und die Veredelung mit Goldfolie erhielten die Bilder ihren umwerfenden Glanz, der bis heute andauert.

Die Bilderzählungen

Die kleinen, in ihrer Grösse etwa dem modernen A4-Format entsprechenden Bilder wurden meist in Auftrag von Fürsten für ihren persönlichen Gebrauch hergestellt. Man traf sich im kleinen Kreis der Familie oder weniger Vertrauten, betrachtete die Bilder, während man sie in den Händen hielt, und die Texte vorgetragen, nacherzählt oder memoriert wurden. Die Malereien funktionieren dabei so ähnlich wie Bilderbücher. Manche erinnern sogar an Comics, indem sie mehrere Szenen einer Geschichte auf einem Blatt zusammenstellen.

Doch wieviel versteht man, wenn man die Geschichten nicht kennt? Oder wenn man die Gedichte nicht mehr lesen kann? Die Ausstellung Young Krishna füllt diese Lücke. Es wird viel erzählt, und das auf ganz unterschiedliche Weise: Eine Animation erklärt, wie ein erzählendes Bild aufgebaut ist und wie es funktioniert. Fünf Hörstationen laden dazu ein, sich auf gemütlichen Sitzgelegenheiten niederzulassen, sich die Geschichten anzuhören und gleichzeitig die dazu gehörigen Malereien (zumindest als Reproduktionen) in Händen zu halten und anzusehen – ähnlich, wie dies früher an den Fürstenhöfen üblich war. Wer lieber liest, kann sich aber auch auf den Text selbst konzentrieren, der ebenfalls an den Hörstationen zur Verfügung steht. Zu jedem Original in der Ausstellung gibt es schliesslich einige Zeilen, in denen die Episode nacherzählt wird, die das Bild illustriert. So kann jede*r die einzelnen Szenen entschlüsseln, das Bild für sich erkunden und dabei die eine oder andere Entdeckung machen.

Der Gott Krishna

Ein kleiner Junge, der seinen Eltern Streiche spielt, als Jüngling die Herzen der Frauen im Dorf höherschlagen lässt und mit seinen göttlichen Kräften gegen scheinbar übermächtige Dämonen kämpft – davon berichten die Geschichten des Gottes Krishna, die die Menschen in Südasien und darüber hinaus bis heute in ihren Bann ziehen. Sie stammen aus einem Text namens Bhagavata Purana und sind über Jahrhunderte als mündliche oder schriftliche Erzählungen überliefert worden.

Das Bhagavata Purana erzählt von Gott Vishnnuder in den hinduistischen Traditionen als Erhalter der Weltordnung gilt. Er erscheint immer dann auf der Welt, wenn diese aus dem Gleichgewicht zu geraten droht und dämonische Kräfte überhandnehmen. Dabei nimmt er verschiedene Formen an. So gilt Krishna als achte Herabkunft (avatara) von Vishnu. Auch seine Aufgabe ist es, gegen das Böse zu kämpfen und dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Doch Krishna ist besonders, denn er lebt als Mensch unter Menschen. Für die Gläubigen ist dies Zeichen seiner Nahbarkeit. Sie verehren ihn vor allem in der bhakti, einer Glaubensrichtung des Hinduismus, die die Hingabe und Liebe zu Gott betont. Darin haben alle Facetten der Liebe ihren Platz und damit auch alle Varianten sozialer Beziehungen: Krishna ist Gott, Geliebter, Held, Freund und Sohn zugleich.

Die Sammlung Eva und Konrad Seitz

Die Ausstellung zeigt 38 Bilder, die fast alle in der Region Bundelkhand, südlich der Städte Delhi und Agra gelegen, an den Fürstenhöfen von Orchha, Datia und Panna entstanden. Hier schufen die Maler zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert einen ganz eigenen Stil. Er zeichnet sich vor allen durch seine kraftvollen Farben, die klaren geometrischen Formen und die zierlich bis üppigen Muster aus. Bis auf wenige Ergänzungen stammen die Bilder aus der Sammlung von Eva und Konrad Seitz. Das deutsche Sammlerehepaar hat mit Leidenschaft und grossem Kennertum eine einzigartige Sammlung solcher Bundelkhand-Bilder zusammengetragen und sie 2019 dem Museum Rietberg übergeben. Diese Ausstellung ist damit auch eine Würdigung und ein Dank and die grosszügigen Gönner.

Bildnachweis: Ausstellungsplakat des Museums Rietberg in Zürich. 2023.


Museum Rietberg
Gablerstrasse 15
8002 Zürich
T. +41 44 415 31 31
Kontakt
https://rietberg.ch/

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