1. Oktober 2022 bis 15. Januar 2023
Kunsthaus Stade


PRESSE-PREVIEW: 29. September, 10.30 Uhr

Tierskulpturen von Ewald Mataré, Hans Martin Ruwoldt und Renée Sintenis

Tiere gehören seit jeher zum Menschen und ebenso lang ist diese Koexistenz von Widersprüchen geprägt: Fürsorge und Verbundenheit wechseln sich mit Abhängigkeit, Macht, Angst und Tötung ab. Das Animalische wird oftmals als „das Andere“ betrachtet, als das Beschränkte und Triebhafte. Zugleich wird es als das Ursprüngliche und Unverfälschte bewundert, das in Harmonie mit der Natur steht. Darstellungen von Tieren zählen zu den ältesten und häufigten Motiven in der bildenden Kunst. Die Gattung der Tierplastik entwickelt sich allerdings erst im 19. Jahrhundert zu einem selbstständigen Genre. Zeitgleich werden in Europa Zoologische Gärten gegründet, die neben dem Blick auf die heimische Fauna auch das Interesse an einer fremden Tierwelt wecken.

Mit Werken von Ewald Mataré, Hans Martin Ruwoldt und Renée Sintenis präsentiert die Ausstellung im Kunsthaus Stade verschiedene Positionen plastischer Tierdarstellungen des 20. Jahrhunderts. Auf eindrucksvolle Weise führen die Werke das Erstaunen und die Faszination vor, die das Tierreich bis heute auslöst. Für Mataré, Ruwoldt und Sintenis sind Tiere besonders darstellungswürdige Wesen, sie bilden bei allen dreien das Hauptmotiv des jeweiligen künstlerischen Schaffens. Geprägt von Krisenzeiten und zwei Weltkriegen, aber auch von einer persönlichen Verbundenheit zum Tier, entstehen Werke, die sehr persönlich gestaltet und als besonderer Spiegel der Zeit zu lesen sind.
Die Plastiken zeigen Tierdarstellungen und sind auch eine menschliche Selbstreflexion: Renée Sintenis‘ Tiere zeugen in ihrer Vitalität und Ursprünglichkeit von einem versöhnlichen Blick auf das irdische Leben. Die Plastiken von Ewald Mataré spiegeln seine Idee von Vollkommenheit sowie Zusammenhänge von Natur und Technik wieder. Hans Martin Ruwoldts Werke bestechen durch eine Konzentration auf das Einfache und Schlichte, verbunden mit dem Einfangen einer Lebhaftigkeit des Augenblicks.  

Auf drei Etagen zeigt das Kunsthaus Stade bis zum 15. Januar 2022 rund sechzig Werke von Ewald Mataré, Hans Martin Ruwoldt und Renée Sintenis. Jede*r der Künstler*innen ist mit zahlreichen Plastiken und auch grafischen Arbeiten eine Entdeckung für sich. Mit dem Fokus auf Tierdarstellungen und als Künstler*innen einer Generation eröffnen sie zudem ein besonderes Panorama auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ausstellungsbegleitend erscheint ein Magazin mit Texten von Regina Wetjen, Valentina Vlašić und Luisa Fink sowie zahlreichen farbigen Abbildungen. Das Magazin ist für 9.80 EUR im Shop des Kunsthauses erhältlich.

Ewald Mataré (Aachen 1887 – Brüderich 1965) findet nach einer Malereiausbildung zur Bildhauerei und wird Mitglied der revolutionären Künstlervereinigung „Novembergruppe“. Er arbeitet an einer Kunst der elementaren Formen. Seine Tierplastiken zeigen dies als etwas, das keinen subjektiven Ausdruck wiedergeben soll, sondern einer Objektivität der Formen nachgeht.

Hans Martin Ruwoldt (Hamburg 1891 – Hamburg 1969) tritt nach einer Bildhauerlehre und dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Hamburg 1928 in die Hamburgische Sezession ein. Seine Tierplastiken zeigen sowohl heimische als auch exotische Wildtiere und zeugen von einer bestechenden Beobachtungsgabe, die mitunter die Grenze zum Menschlichen verwischt.

Renée Sintenis (Glatz 1888 – Berlin 1965) ist zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine der ersten professionellen Bildhauerinnen. Ihr emanzipiertes, glamouröses Auftreten erregt viel Aufmerksamkeit in der Weimarer Republik. Mit den von ihr gestalteten Tierplastiken drückt sie ihre Naturverbundenheit aus. Der sogenannte „Berliner Bär“ ist Sintenis‘ bekanntestes Werk.  

Bildnachweis: Hans Martin Ruwoldt, Sich leckender Gepard, 1949/50, Bronze, Privatsammlung © Museen Stade, Foto: Carsten Dammann, Hamburg


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