20. Februar 2025 – 15. Februar 2026
Kunstsammlungen Chemnitz
, Kunstsammlungen am Theaterplatz


Die Kunstsammlungen am Theaterplatz widmen sich im europäischen Kulturhauptstadtjahr mit der Ausstellung Galerie Oben und Clara Mosch. Künstlerische Freiräume in Karl-Marx-Stadt einem besonderen Kapitel der lokalen Kunstgeschichte.

Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) gehörte in den 1970er und 1980er Jahren zu den interessantesten Orten der freien Kunstszene in der damaligen DDR. Mit der Galerie Oben und der Künstlergruppe und Produzentengalerie Clara Mosch entstanden hier zwei Orte, die durch unkonventionelle Ausstellungen, Veranstaltungen und Aktionen ein Gegengewicht zum staatlichen Kulturbetrieb erzeugten.

Bereits seit 1954 gab es in der Stadt eine Verkaufsgenossenschaft Bildender Künstler, die in eigenen Galerieräumen am Markt die Kunst ihrer Mitglieder ausstellte und verkaufte. Zu Beginn der 1970er Jahre brachten sich zunehmend junge Künstler:innen ein, die kurz zuvor aus den Kunsthochschulstädten nach Karl-Marx-Stadt gezogen waren, weil sie hier die Chance sahen, aktiv am kulturellen Leben mitwirken zu können. Mit einem neuen Vorstand, frischen Ideen und modern renovierten Räumen eröffnete die Galerie 1973 unter neuem Namen: Galerie Oben.

Schnell avancierte die Galerie zu einem Ort, an dem die Besucher:innen – im Gegensatz zu staatlichen Institutionen – eine große Vielfalt an künstlerischen Stilen entdecken konnten. Besonders beliebt waren die sogenannten Mittwochsveranstaltungen – ein wöchentliches, kostenfreies Angebot mit Künstler:innengesprächen, Lesungen Theaterabenden und Konzerten, das an manchen Abenden bis zu 150 Personen in die Galerie lockte. Keine andere Galerie in der DDR bot ein so facettenreiches und regelmäßiges Programm wie die Galerie Oben. Zu verdanken war dies dem großen Engagement der ansässigen Künstler:innen, die ihre Ideen und Tatkraft einbrachten, ehrenamtlich im Vorstand der Genossenschaft wirkten und gemeinsam mit den wechselnden Sekretären das Profil der Galerie schärften.

Das Thema Gemeinschaft zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung. 1977 gründete sich die Künstlergruppe Clara Mosch, die mit ihrer Produzentengalerie im Stadtteil Adelsberg einen Ort für die Präsentation eigener und befreundeter Künstler:innen schuf. Bis auf Carlfriedrich Claus waren die Mitglieder Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner und Gregor-Torsten Schade (Kozik) bereits im Umfeld der Galerie Oben engagiert. Besonderes Aufsehen erregten die unkonventionellen Aktionen, die auf sogenannten Pleinairs stattfanden. Von gemeinsamem Brot backen (Mehl Art) über Fußballspiele bis hin zu Land Art Projekten wie dem Leussow Recycling, loteten die Künstler:innen die Grenzen klassischer Kunstbegriffe aus. Die Pleinairs, die seit 1975 vorwiegend von der Galerie Oben organisiert wurden, schufen die perfekten Voraussetzungen für das gemeinsame Experimentieren und Arbeiten. Hier kamen die Künstler:innen aus Karl-Marx-Stadt mit Gleichgesinnten aus Berlin, Leipzig oder Dresden zusammen, wodurch sich Kontakte und Freundschaften entwickelten, die sich auch im Programm der Galerien widerspiegelten.

Erstmals beleuchtet eine Ausstellung die Geschichte der Galerie Oben und betrachtet die Künstlergruppe Clara Mosch in ihrem Kontext. In den Kunstsammlungen Chemnitz befinden sich Archivkonvolute beider Galerien, dessen zahlreiche Dokumente, Fotos, Postkarten und Plakate die Grundlage für die Ausstellung bilden. Das umfangreiche Material veranschaulicht den beeindruckenden Einsatz der Künstler:innen für eine vielfältige Kunstlandschaft.

Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, wird ein Raum innerhalb der Ausstellung monatlich wechseln und Einzelpräsentationen derjenigen Künstler:innen zeigen, die auch damals in den Galerien präsent waren, darunter Thomas Ranft, Michael Morgner, Núria Quevedo, Gerhard Altenbourg, Hans Brockhage, Carlfriedrich Claus, Dagmar Ranft-Schinke, Gregor-Torsten Kozik, Lutz Dammbeck, Klaus Hähner-Springmühl, Erich Wolfgang Hartzsch und Irene Bösch. Der Wechsel der jeweiligen Ausstellungen wird an jedem dritten Mittwoch im Monat durch eine Abendveranstaltung begleitet, die den sogenannten »Mittwochsveranstaltungen«der Galerie Oben nachempfunden sind.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der durch seine besondere Gestaltung Parallelen und Überschneidungen der Galerie Oben und der Clara Mosch visualisiert. Die Textbeiträge, Fotos und die Dokumentation aller Aktivitäten von 1973 – 1989 geben einen tiefen Einblick in die Geschichte beider Galerien.

Bildnachweis: Michael Morgner, Thomas Ranft, Wolfgang E. Biedermann, Steffen Volmer, Ralf-Rainer Wasse (Fotograf) u. a. Tripel-Spiegel, Pleinair Kolkwitz-Rudolstadt, 1986 © Lindenau-Museum Altenburg / Archiv Ralf-Rainer Wasse; © VG Bild-Kunst Bonn, 2025


Kunstsammlungen Chemnitz

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Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
T +49 (0)371 488 4474
F +49 (0)371 488 4494
www.kunstsammlungen-chemnitz.de

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