06. August – 01. September 2022

Kunsthalle Jesuitenkirche


Die Kunsthalle Jesuitenkirche richtet dem Leipziger Künstler Erich Kissing vom 06. August bis 01. November 2022 eine große Werkschau aus. Unter dem Titel „Erich Kissing und Kerstin. Maler und Modell“ werden neben zahlreichen Gemälden Kissings auch Zeichnungen und Atelierfotos gezeigt. Dabei liegt der Fokus der Ausstellung auf der Bedeutung des Leipziger Modells Kerstin für Kissing und eine Reihe weiterer Künstler, darunter Michael Triegel und Günter Rössler.

Selten gezeigt: Erich Kissing
Die Gemälde Erich Kissings sind nur selten öffentlich zugänglich; nun ergibt sich in Aschaffenburg die seltene Möglichkeit der Entdeckung dieses einzigartigen Werkes. Kissing (* 1943) studierte Malerei
an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Die Überschaubarkeit seines bisher 73 Gemälde umfassenden malerischen Œuvres liegt
begründet in der aufwendigen, feinmalerischen Technik, in der Kissing oft mehrere Jahre an einem Bild arbeitet. In seinen Gemälden entspinnen sich zumeist surreale Szenen: vom Künstler erfundene Flugapparate, gezähmte Mischwesen, Mondlandungen und Kentauren bevölkern die Bilder.

Erich Kissing steht mit seinem Schaffen zweifellos in der Tradition des Symbolismus, doch fehlt seinen Gemälden jenes Dunkle, Religiöse, Sündige und Halluzinative, welches so charakteristisch ist für die Künstler jener Richtung. Vielmehr verhandelt er in seinen Bildern – mal sensibel, mal ironisch – die Beziehung zwischen Mann und Frau. Insbesondere wird dies in seinen Kentaurenbildern deutlich, in denen aus den wilden, wolllüstigen antiken Kreaturen, freundliche und umsorgende Mischwesen werden.

Kerstin. Ein Modell und seine Leipziger Künstler
Der besondere Fokus der Ausstellung gilt der langjährigen Verbindung Kissings zu dem Leipziger Modell Kerstin: dieser zarte, ätherische Frauentypus, der bisher in insgesamt 20 Gemälden Erich Kissings auftaucht. Seit 1998 ist Kerstin Kissings Lieblingsmodell. Seit jeher haben weibliche Modelle eine
besondere Bedeutung für Maler, Bildhauer und Fotografen. Die Kunstgeschichte kennt zahlreiche berühmte und teilweise berüchtigte Künstler-Modell-Konstellationen, in denen das Modell als ästhetische oder erotische Muse, als Maßstab des eigenen Schönheitsbegriffs, nicht selten als Lebensgefährtin des Künstlers wirkte.

Einzigartig ist nun, das Modell selbst ins Zentrum einer Ausstellung zu stellen, da Leipzig und seine Kunstentwicklung eine Sonderstellung einnimmt: Die traditionelle Ausbildung an der dortigen Kunsthochschule, der Fokus auf gegenständliche, metaphorisch-fabulierende Malerei bildet
die Voraussetzung für die Entwicklung der Bedeutung eines einzelnen Modells für eine Vielzahl Leipziger Künstler. Daher zeigt die Ausstellung Arbeiten von Michael Triegel, Leif Borges und Dietrich Wenzel sowie Fotografien von Günter Rössler und Stefan Hoyer. Der Blick Leipziger Künstler auf Kerstin ist ein figurativer Blick, der sehr unterschiedlich ausfällt:
So zeigt beispielsweise das Gemälde Persephone und Orpheus (2012) von Michael Triegel (* 1968) Kerstin als Herrscherin der Unterwelt auf einem primitiven Holzthron. Michael Triegel kreiert seine Bildwelten aus
Versatzstücken der Literatur, Kunst- und Kulturgeschichte, die von ihm neu kombiniert und interpretiert werden. Während Kerstin bei Kissing zumeist Teil seiner phantastischen Bildwelt der Kentauren ist, nimmt sie bei Triegel die Rolle der kühlen Persephone.

Bildnachweis: Erich Kissing und Kerstin im Atelier


MUSEEN DER STADT ASCHAFFENBURG
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